Aniko Schusterius hofft, dass Jugendtheater künftig mehr Geld erhalten
Die Säle sind leer, der rote Vorhang bleibt geschlossen, Kostüme und Bühnenbilder stehen in Kisten verstaut im Keller. Seit vergangener Woche hängt dieses düstere Zukunftsszenario wie ein Damoklesschwert über Berlins Jugendtheatern. Denn Tim Renner, Kulturstaatssekretär von Berlin, hat die künftigen Fördergelder für die Kulturstätten der Stadt verkündet. Was ein erfreulicher Tag für große Häuser wie das Berliner Ensemble, die Volksbühne oder die Opernstiftung war, brachte insbesondere für die Jugendtheater Hiobsbotschaften. Während die Opernstiftung 6,5 Millionen Euro mehr als in den vergangenen Jahren erhält, geht beispielsweise das Atze-Musiktheater beinahe leer aus. Zwar gibt Berlin pro Kind 21,50 Euro für kulturelle Angebote aus – und damit mehr als alle anderen Bundesländer. Jedoch muss auch beachtet werden, dass gerade hier durch die Kultur enorm viel Geld in die Kassen gespielt wird. Aus der City-Tax-Steuer, die ursprünglich zur Finanzierung der freien Theaterszene eingeführt wurde, fließen jedoch weiterhin nur 3,5 Millionen Euro in die Kultur. Den Antrag auf eine Erhöhung auf zehn Millionen lehnten SPD und CDU ab.
Dabei benötigen Atze und Co die Mittel dringend, nicht zuletzt, um ihren Bildungsauftrag erfüllen zu können. Denn laut Artikel 31 der UN-Kinderrechtskonvention haben Kinder und Jugendliche ein Recht auf „freie Teilnahme am kulturellen und künstlerischen Leben“. Gerade in einer wachsenden Stadt wie Berlin darf dies nicht behindert werden. Viele Theater arbeiten mit Schulen und Jugendgruppen zusammen, die von dem Engagement stark profitieren. Doch ständige Personalwechsel und Unterbezahlungen führen zu Qualitätsverlust und seit Jahren zu Existenzängsten.
Nicht zuletzt sollte im Übrigen bedacht werden, dass Investitionen in die Jugend zugleich auch Investitionen in die Zukunft sind. Werden Kinder und Jugendliche heute nicht altersgerecht an die Theaterszene herangeführt, besuchen sie in ein paar Jahren auch nicht die Oper, schauen sich keine Theaterinszenierungen oder Shows an. Berlins große Häuser werden das schmerzlich zu spüren bekommen. Ohne Kindertheater keine Erwachsenenkultur.
Von Aniko Schusterius, 19 Jahre
Fließt zu wenig Geld in Jugendkultur oder wird zu viel angeboten? Diskutiert mit uns!