GABY GERSTER

„Jede Figur ist ein Teil von mir“

Interview mit Bestsellerautorin Kerstin Gier

Tausende Fans können es kaum erwarten: Am Donnerstag erscheint „Silber – Das dritte Buch der Träume“. Seit Ende September steht das letzte Buch von Kerstin Giers Silber-Trilogie auf Platz eins der Amazon-Vorbestellungen. Wir haben die Bestsellerautorin getroffen.

Ein Verkaufsschlager: Die „Silber“-Trilogie von Kerstin Gier begeistert die Jugend. Foto: Gaby GERSTER
Ein Verkaufsschlager: Die „Silber“-Trilogie von Kerstin Gier begeistert die Jugend. Foto: Gaby GERSTER

Für alle, die deine Bücher nicht kennen: Worum geht es in „Silber“?
In der Geschichte können sich die Figuren gegenseitig in ihren Träumen besuchen und erleben dadurch allerhand Abenteuer.

Wann hast du mit dem Schreiben begonnen?
Als Kind habe ich meine ersten Geschichten geschrieben, die meisten eher merkwürdig. Meine erste handelte von Briefmarken in einem Album, die lebendig wurden und sich zankten.

Was inspiriert dich?
Die Frage liebe ich ja, denn ich kann echt nie sagen, wo die Ideen herkommen.

Und die Charaktere – lässt du dich hier aus deinem Alltag inspirieren?
Zumindest kann ich das nicht ausschließen. In jedem meiner Bücher steckt sehr viel von mir und dem, was ich so um mich herum wahrnehme. Aber ich würde niemals eine Person, die ich privat kenne, eins zu eins in meinen Büchern verewigen. Das fände ich langweilig. Es sind wohl Charaktereigenschaften oder Verhaltensweisen, die ich ganz automatisch in meinen Geschichten verarbeite.

Mit welcher deiner Figuren identifizierst du doch am meisten?
Eigentlich mit allen gleichermaßen. Zwar erzählte ich in Silber aus der Ich-Perspektive von Liv, muss mich aber in jede Figur hineindenken. Wenn ich schreibe, bin ich sozusagen immer eine multiple Persönlichkeit. Ich habe sie alle gern, auch die bösen. Jede Figur ist ein Teil von mir.

Fühlst du dich manchmal selbst noch wie ein Teenager und kannst dich deshalb so gut in uns hineinversetzen?
Nein, das nicht, aber ich weiß noch sehr genau, wie ich mich mit sechzehn gefühlt habe. Ich erinnere mich an sehr viele Details und Gefühle aus meiner Teenagerzeit. Das liegt sicher daran, dass man so viele Dinge zum ersten Mal erlebt und die Zeit daher sehr intensiv ist. Das erste Mal verliebt, das erste Mal unglücklich verliebt, der erste Liebeskummer, der zweite Liebeskummer und, und, und. Deshalb finde ich es so schön, für diese Zielgruppe zu schreiben.

Fragst du deinen Sohn bei Formulierungen um Rat?
Nein, gar nicht. Der spricht auch völlig normal und verwendet keine Jugendsprache. Es ärgert mich, wenn Leute sagen, ich würde bewusst jugendlich zu schreiben versuchen. Ich schreibe die Bücher nämlich einfach so, wie ich spreche.

Wie war deine Schulzeit?
Ich bin sehr gerne zur Schule gegangen und war traurig, als ich mein Abitur hatte und raus in die Welt musste. Ich hatte es aber auch gut: Eine friedliche Schule auf dem Land, sehr idyllisch, und wenn es Probleme gab, konnte man sie immer irgendwie lösen.

War Deutsch dein Lieblingsfach?
Mathe war es auf jeden Fall nicht. (lacht) Das konnte ich einfach nicht. Mein Lieblingsfach war aber Musik, dicht gefolgt von Sport.

Dein Buch „Saphirblau“ wurde verfilmt. Entspricht das Resultat deinen Vorstellungen?
Ich hatte leider gar kein Mitspracherecht, deshalb ist es gar nicht so, wie ich es wollte, aber ich finde die ersten beiden Filme trotzdem sehr gelungen. Die Schauspieler sind toll, und ich hatte viel Spaß beim Zuschauen.

Wird die Silber-Trilogie auch verfilmt?
Ich hoffe es, die Filmrechte sind vergeben. Wann es verfilmt wird, weiß ich aber nicht.

Viele Jugendliche lesen kaum noch. Woran liegt das?
Ich habe selbst einen 16-jährigen Sohn, der nicht gerne liest. Nicht mal die Bücher seiner Mutter. (lacht) Mir tut es leid, dass er die Erfahrung verpasst, in einem Buch abzutauchen, für mich war Lesen immer wundervoll. Aber die Alternativen sind heute wohl zu zahlreich. Smartphone, Computerspiele – und dann gibt es noch diese doofen Hausaufgaben.

Hast du einen Rat für all die Jugendlichen, die selbst schreiben möchten?
Man sollte immer so schreiben, wie man es selber gerne lesen möchte.

Interview: Anastasia Barner, 16 Jahre

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Kategorien Interview Kultur Literatur

Abitur: check. Schreiben für die coolste Jugendseite seitdem ich 14 bin: check. Weltherrschaft: in Arbeit. Wie genau ich das anstelle, weiß ich noch nicht. Ich, 19, bin noch in der Findungsphase. Ich habe bereits Praktika bei Mode- und Lifestyle-Magazinen absolviert und in vielen Filmen und Serien mitgespielt. Ansonsten reise und singe ich viel, verschlinge drei Bücher pro Woche und schreibe in jeder freien Minute. Wohin mich all das bringt, weiß ich noch nicht. Aber sobald ich es weiß, schreibe ich einen Artikel darüber.