von Vivian Yudakul, 21 Jahre
Es geschah im August 2006. Es geschah in den Straßen von New York. Es ist mehr als ein halbes Jahrzehnt her, und der Ort, an dem es passierte, ist Tausende Kilometer entfernt. Aber es sitzt mir bis heute im Nacken.
Als ich damals zum ersten Mal in meinem Leben im Big Apple war, wollte ich unbedingt etwas Besonderes machen. Tagelang war ich um ein Tattoostudio im Souterrain eines Backsteinbaus herumgeschlichen, bevor ich mich kurz vor meiner Rückreise hineinwagte. Ich bat den Tätowierer, mir das Kanji-Schriftzeichen für „Samurai“ in den Nacken zu stechen. Damals waren Kanjis im Nacken cool, und „Samurai“ war das einzige japanische Wort, das ich kannte.
Eigentlich war mir die Sache von Anfang an peinlich, aber unerträglich wurde es, als sich herausstellte, dass der Tätowierer keine Ahnung von Schriftzeichen und kein besonders gutes Auge für Feinheiten hatte. Entweder das, oder er hat sich einen guten Spaß mit einem deutschen Pubertierenden gemacht. Was letztlich in meinen Nacken gestochen worden war, erfuhr ich Jahre später von japanischen Freunden, denen ich das Tatoo zeigte. Soviel nur: Das Zeichen für Hämorrhoiden unterscheidet sich vom Zeichen für Samurai in nur drei kleinen Strichen. Und für meinen Friseur habe ich seitdem eine klare Ansage: „Im Nacken etwas länger.“
An alle, die es angeht: Bitte haben Sie Nachsicht mit den hier Geständigen. Sie wurden von redaktioneller Seite mit Nachdruck aufgefordert, sich für diese Serie zu offenbaren. Ihr Mut verdient eine ihnen gewogene Haltung und das Unterlassen jeglicher Witze.