Einhorn unter Clubgängern: Wie es ist, als 18-Jährige noch nie Alkohol getrunken zu haben

Noch nie hat Anastasia Alkohol getrunken. Auch auf Partys bleibt sie standhaft, fühlt sich aber zuweilen einsam

Es vergeht kein Freitag, an dem nicht einer meiner Freunde verkündet, er würde sich an diesem Wochenende mal wieder einen Drink genehmigen, schließlich sei der letzte schon einige Tage her. Ebenso vergeht keine Home-Party, Geburtstagsfeier oder kein Clubbesuch, wo mir nicht jemand eine Flasche Bier oder alkoholisch Härteres unter die Nase hält, worauf ich geduldig meinen Satz „Ich trinke nicht“ abspule. Es folgen ein verdutzter Blick und die skeptische Nachfrage: „Wie, du trinkst nicht?“ Als wäre es ein Verbrechen, als 18-Jährige noch nie getrunken zu haben. Auf mein Bestätigen gibt es wiederum zwei mögliche Reaktionen: Entweder mir wird Respekt gezollt oder – und das passiert häufiger – mein Gegenüber versucht mich zu überzeugen, ich solle es doch mal probieren, ohne würde es doch keinen Spaß machen. Dabei bin ich das beste Beispiel, dass man auch mit einer Cola in der Hand feiern kann.

Wenngleich ich aus Überzeugung standhaft bleibe, ist es doch nervig, sich ständig erklären zu müssen. Würde ich einfach mal nippen, hätte ich es leichter. Zu späterer Stunde verfliegen diese Gedanken wieder: Wenn die ersten über der Kloschüssel hängen, halte ich meinen Softdrink wieder selbstbewusst in der Hand – oder mein Wasser. Denn auf Partys sind alkoholfreie Getränke, die noch nicht in einer Spirituose schwimmen, wie vom Erdboden verschluckt. Während meine Freunde am nächsten Tag noch komatös und sabbernd im Bett liegen, mit einem Kater aufwachen und sich wie ein Junkie zwei Aspirin einwerfen, frühstücke ich seelenruhig. Sollten sie ein Blackout haben, berichte ich später vom Abend. Wie man es so weit treiben kann, verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Genauso bleibt es mir ein Rätsel, warum man Dinge trinkt, die eindeutig abartig schmecken. Die Gesichter meiner Freunde sprechen Bände, nachdem sie sich gerade einen Tequila in den Rachen gekippt haben. 2015 haben laut Statistischem Bundesamt 21 907 Jugendliche zwischen 10 und 19 Jahren so viel getrunken, dass sie wegen Alkoholmissbrauchs stationär behandelt werden mussten – 2000 waren es noch 9 514. Manchmal fühle ich mich wie ein Einhorn unter all den anderen jugendlichen Feierlustigen: selten und zuweilen einsam.

Foto: Jan-Philipp Strobel dpa/lsw

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Kategorien Weggehen Zwischendurch

Abitur: check. Schreiben für die coolste Jugendseite seitdem ich 14 bin: check. Weltherrschaft: in Arbeit. Wie genau ich das anstelle, weiß ich noch nicht. Ich, 19, bin noch in der Findungsphase. Ich habe bereits Praktika bei Mode- und Lifestyle-Magazinen absolviert und in vielen Filmen und Serien mitgespielt. Ansonsten reise und singe ich viel, verschlinge drei Bücher pro Woche und schreibe in jeder freien Minute. Wohin mich all das bringt, weiß ich noch nicht. Aber sobald ich es weiß, schreibe ich einen Artikel darüber.