Ein wenig mehr Praxis täte der Schule gut

Von Luise Kindler, 15 Jahre

 

Luise Kindler fordert, Kritik von Schülern am Schulsystem ernst zu nehmen. Foto: privat
Luise Kindler fordert, Kritik von Schülern am Schulsystem ernst zu nehmen. Foto: privat

Jeder Schüler hat sich wohl schon mal gefragt, wofür er manche Dinge lernen muss. Die Krönungsdaten von Königen zu pauken scheint uns zum Beispiel überflüssig angesichts der Mittel heute, mit denen man so etwas in Sekunden herausfindet. Müssten wir nicht besser etwas lernen, das uns auf das Leben vorbereitet? Etwa Steuererklärungen zu schreiben und mit Geld umzugehen?

 

Dieser Meinung ist auch die 17-jährige Kölnerin Naina, die auf Twitter eigentlich nur geschrieben hat, was wohl jeder Schüler schon einmal dachte, damit aber eine große Debatte auslöste: „Ich bin fast 18 und habe keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann ’ne Gedichtanalyse schreiben. In vier Sprachen.“ In wenigen Tagen verbreitete sich der Tweet im Internet und darüber hinaus. So muss sie sich – besonders von Erwachsenen – Zurechtweisungen anhören.

 

Ich finde, Naina hat etwas angesprochen, das Aufmerksamkeit verdient. Klar sind Gedichtanalysen wichtig, um zu lernen, wie man Texte versteht. Jedoch sollte man daneben auch Dinge lernen, die helfen, sich nach der Schule zurechtzufinden. Was nützt mir ein großes Allgemeinwissen, wenn ich mich verschulde, weil ich nicht wusste, dass ich eine Haftpflichtversicherung brauche? Wären nicht ein paar Stunden, in denen Lehrer oder außerschulische Fachleute solche Dinge erklären, sinnvoll?

 

Dazu gibt es viele Meinungen. Es ist wichtig, auch Nainas ernst zu nehmen. Viele ihrer Kritiker sind überheblich. Sie sagen im Prinzip, Naina könne nicht verstehen, warum man nichts über Versicherungen lernt, weil sie ja eben nichts von Versicherungen verstehe und daher nicht erkenne, weshalb sie nicht in den Schulstoff passen. Sie sprechen ihr, und damit irgendwie allen Schülern, praktisch die Fähigkeit ab, die Schule zu kritisieren. Naina hat vielleicht nicht in allem recht, aber ihrer Kritik so zu begegnen, ist unfair.

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Kategorien Politik

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