Kennt ihr das: Kurz vor Weihnachten fragen euch eure Eltern oder andere Verwandte, was ihr euch wünscht, und euch fällt gar nichts ein? Oder ihr wollt euren Geschwistern oder Freunden etwas schenken und wisst einfach nicht was?
Wie wärs denn mit einem Buch?
Hinter unserem heutigen Türchen versteckt sich eine Leseprobe, die euch passend zur Jahreszeit ins ewige Eis entführt …
Zurückblicken
Eigentlich wollte Jonathan nach Amerika, doch die Route seines Schiffs hat sich geändert und so steuert er auf Grönland – und damit auf seine Vergangenheit – zu. Schnell versteht der Leser von Cornelia Franz’ Roman „Ins Nordlicht blicken“, dass die Kapitel, in denen der 17-Jährige Pakkutaq seine trostlose Jugend in Grönland schildert, und die Kapitel, in denen über Jonathans neun Jahre später stattfindende Reise berichtet wird, die Geschichte einer Person erzählen. Doch wie die Handlungsstränge zusammen gehören, warum Jonathan einen neuen Namen trägt und welche Schuld er auf sich geladen hat, als er Grönland verließ, wird erst nach und nach enthüllt. Die doppelte Erzählperspektive ermöglicht es Franz, sowohl rückblickend die Geschichte der Inuit aufzurollen, als auch vorausschauend eine unheilvolle Prognose für die Erde abzugeben, die durch die globale Erwärmung aus den Fugen gerät. Thriller, Dystopie, Milieustudie ¬– Franz’ Roman ist vielseitig, gut recherchiert und spannend. Allerdings lösen die psychologischen und globalen Konflikte sich am Ende zu leicht in Wohlgefallen auf. Fazit: Gutes Buch, das noch radikaler hätte sein dürfen.
Cordula Kehr (21 Jahre)