Zwei Jugendtheater-Inszenierungen erhielten den Ikarus 2015
Einst war Oberschöneweide Deutschlands bedeutendster Industriestandort. Und heute? Finn, Industriekind, würde die alten Hallen am liebsten wegsprengen. Der Chor der Untoten, bestehend aus 22 Rentnern, die ehemalige Fabrikarbeiter spielen, trauert hingegen der Vergangenheit nach. „The Working Dead“ handelt vom Umbruch, von Jugendlichen, die versuchen, ein neues Jetzt aufzubauen. Der Jugendkulturservice Berlin ist begeistert, lobte das Zusammenwirken der verschiedenen Generationen und verlieh dem Theater Strahl für die Inszenierung gerade den Ikarus 2015. Er ist die bislang einzige Auszeichnung für besonders herausragende Kinder- und Jugendtheaterinszenierungen in Berlin, die sich Themen jenseits der einfachen Unterhaltung widmen. Die Jury hatte aus 65 Premieren und Wiederaufnahmen aus der Spielzeit Juni 2014 bis Mai 2015 acht Inszenierungen ausgewählt, darunter das Theater Strahl und das Grips mit jeweils drei Inszenierungen sowie Das Weite Theater und Nicole Gospodarek mit je einem Stück. Neben „The Working Dead“ als bestes Jugendtheaterstück gewann Nicole Gospodarek mit „Brunos Abenteuer“ in der Kategorie Kindertheater. „Durch die beachtliche Einzelleistung, eine enorme Spielwut und virtuose Spielweise im perfekten Rollenwechsel zwischen Puppe und Mensch entführt uns Nicole Gospodarek in das Berlin der 20er-Jahre. Und erzählt dabei eine berührende Geschichte mit viel Witz und nötiger Ernsthaftigkeit“, so die Jurybegründung.
Seit 2002 wird der Preis einmal im Jahr vom Jugendkulturservice verliehen und ist seit 2013 mit einem Preisgeld von 5 000 Euro dotiert. Letzteres ist besonders wichtig in einer Zeit, in der die finanzielle Förderung durch das Land Berlin jährlich schrumpft. Auszeichnungen wie diese beweisen, wie bedeutend Kinder- und Jugendtheater für Berlin ist – und dass die Szene mit Qualität für ihre eigene Zukunft kämpft.
Aniko Schusterius, 19 Jahre