Foto: Gerd Metzner

„Das Publikum ist überall geil drauf“

Wanda werden als neuer österreichischer Exportschlager gehandelt. Wir trafen die Band zum Interview

Vergangenen Oktober erschien „Amore“, das Debüt­album der Wiener Pop-Band Wanda. Es ging durch die Decke, erhielt in Österreich sogar Platin. Am Freitag, fast genau ein Jahr später, kommt schon der Nachfolger „Bussi“. Ist das Taktik? Oder einfach nur Spaß an der Musik?

Was schweißt Euch zusammen?
MARCO: Uns hat die Musik zusammengeführt, das Fundament bildet aber unsere Freundschaft.

Wolltet Ihr immer Musiker werden?
MARCO: Ich hatte eigentlich längst abgerechnet mit einer Karriere als Popstar. Und dann kam Paul Gallister ins Spiel, unser Produzent. Der ist irgendwie an meine Lieder gekommen und hat gemeint: Ey, wenn du das nicht machst, bist du ein Vollidiot.

Wie wurde er auf Euch aufmerksam?
MARCO: Ich hab ihm zwei, drei Songs vorgespielt in einem Lokal in Wien, und dann war klar, er will mit uns arbeiten. Damit war auch klar, ich muss das machen. Er hat mir eigentlich gar keine Wahl gelassen.

Was war es für ein Gefühl, als Ihr zum ersten Mal vor einer ausverkauften Halle gespielt habt?
MARCO: Schön. Ab einer gewissen Größe wird das Publikum zu einem lebenden Organismus. Das hat sich so vertraut angefühlt, dieses Verschwinden in der Masse.

Habt Ihr Euren Erfolg selbst schon realisiert?
MARCO: Nichts überrascht, was das Geschäft betrifft. Es gibt klare Spielregeln, die kann man befolgen oder nicht. Was immer noch überrascht, ist der sentimentale Gehalt der Karriere, der Kontakt mit dem Publikum. Da stehen ganz unterschiedliche Leute, vom Sechsjährigen bis zum Pensionisten. Das hat was ganz Tolles.

Sind die österreichischen Fans anders als die deutschen?
MARCO: Nein. Das Publikum ist überall gleich geil drauf.

Gibt es Orte, an denen Ihr gerne mal ein Konzert spielen möchtet?
MARCO: Ich bin zufrieden mit einer Bühne und ganz vielen Menschen, die schwitzen und schreien.

Haben große Pläne: Gitarrist Manuel und Sänger Michael Marco (v.  l.) von der fünfköpfigen Wiener Band Wanda. Foto: GERD METZNER
Haben große Pläne: Gitarrist Manuel und Sänger Michael Marco (v.  l.) von der fünfköpfigen Wiener Band Wanda. Foto: Gerd Metzner

Am 2. Oktober erscheint Euer neues Album „Bussi“ – nur ein Jahr nach Eurem Debüt­album. Plant Ihr, in Zukunft etwas kürzer zu treten?
MARCO: Wir wollen mehr, immer weiter.

Wo seht Ihr Eure Band in einem Jahr?
MANUEL: Nicht großartig woanders als jetzt. Auf Tour, Konzerte spielend, Leute beglückend.

Wann seid Ihr am kreativsten?
MARCO: Eher nachts. Und in einem ruhigen Moment. Kann auch in einem Lokal sein. Man muss immer und überall produzieren können.

Ihr wurdet oft mit Falco verglichen. Wie steht Ihr dazu?
MARCO: Wenn man in dieses Geschäft einsteigt, lernt man schnell, die Eitelkeit an der Garderobe abzugeben. Mir ist ziemlich egal, wie ich oder wie wir gesehen werden. Es zählt, was das Publikum empfindet. Ich glaube, der Falco-Vergleich ist in Ermangelung einer intakten Musik­historie in Österreich entstanden. Je erfolgreicher wir werden, desto mehr wird man uns als etwas Eigenständiges akzeptieren.

Kann man eine Karriere planen?
MANUEL: Eher nicht.
MARCO: Aber irgendwie auch schon. Platin in Österreich haben wir nicht durch Zufall. Das wäre eine schöne Geschichte. Die fünf Buben aus Wien, die zufällig berühmt geworden sind. Ab einem bestimmten Punkt haben wir die richtigen Entscheidungen treffen müssen.

Ihr wart bereits mehrfach in Berlin. Wie ist die Stadt im Vergleich zu Wien?
MARCO: Schneller. Abweisender. Gespaltener. Geteilter. Ich hasse sie genauso, wie ich sie liebe.

Was möchtet Ihr den Lesern der Jugend­seite noch sagen?
MARCO: Scheißt’s euch nicht an, habt’s keine Angst.
MANUEL: Traut’s euch was.

Interview: Friederike Deichsler, 19 Jahre

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„Wenn Sie Journalistin werden wollen, sind Sie in diesem Studiengang falsch“, hörte ich im ersten Semester nicht nur einmal. Trotzdem habe ich mittlerweile, mit 22, meinen Abschluss – und arbeite stetig daran, den Zweiflern das Gegenteil zu beweisen. Denn das Schreiben lasse ich mir nicht mehr wegnehmen. Es ersetzt für mich rauschzustandsauslösende Substanzen, es ist mein Ventil, wenn die Gedanken zu laut schreien und kein Platz für ekstatisches Tanzen ist. Schreiben kann ich über all das, wonach niemand fragt, was im Gespräch niemand von mir wissen will. Am spannendsten ist aber, anderen Menschen zuzuhören und ihre Geschichte zu erzählen.