Sauberes Gras oder Festivalspaß?

Gerade hat sich das Lollapalooza als angesagtes Musikfestival in Berlin etabliert. Nun rief die geplante Nutzung des Treptower Parks als Veranstaltungsort eine hitzige Diskussion hervor. Die Gegner befürchten die „Beschädigung der Umwelt“ und „Missachtung des Denkmalschutzes“ und initiierten eine Online-Petition. Berechtigte Sorge oder Überreaktion?

Pro: Als Berlinerin, die zahlreiche kulturelle Angebote nutzt, käme mir das Unterschreiben der Petition scheinheilig vor. Während des Festivals of Lights stehen Tausende Besucher täglich den Rasen des Lustgartens platt, um das perfekte Foto vom Berliner Dom zu knipsen. Wo bleibt da der Schrei nach Denkmalpflege? Innerstädtische Festivals leben von der Atmosphäre und Lage. Noch dazu liegt der Fokus beim Lolla auch auf der Umsetzung nachhaltiger und umweltfreundlicher Themen. Man sollte bedenken, dass hier Profis am Werk sind, die durch gezielte Planung Abfallprobleme und Zerstörungswut zu bekämpfen wissen werden. Auch das Berliner Grünanlagengesetz wird den Veranstaltern hinlänglich Richtlinien auferlegen, um dem hemmungslosen Zerstören der Natur vorzubeugen. (Aniko Schusterius, 19 Jahre)

Contra: Seit Monaten fiebere ich dem Lolla vorfreudig entgegen und ich war überglücklich,als der neue Veranstaltungsort verkündet wurde. Die diesjährigeLocation bereitet mir dennoch Bauchschmerzen.Vergangenes Jahr stand die robuste Betonfläche auf dem Tempelhofer Flughafengelände für die tanzwütigen Besucher zur Verfügung. Nun sollen die Wege und Grünflächen einer Parkanlage herhalten, die gerade restauriert wird. Sicherlich werden sich viele der Festival-Gäste trotz Feierlaune ihrer Verantwortung für den Park bewusst sein. Trotzdem: 45 000 Menschensind kein Kindergeburtstag. Es wird genügend Besucher geben, die den Park unreflektiert mit Müll „dekorieren“, sich in Blumenbeete übergeben, in ihrem Rausch über den Rasen rasen. Ich will die Superkräfte derBSR und den guten Willen der Veranstalter nicht infrage stellen, kann mir aber durchaus festivaltauglichere Orte vorstellen. (Margarethe Neubauer, 21 Jahre)