Foto: Thomas Schermer

„Wir passen in die Schublade ‚unsortierter Unsinn’“

2015 war für die Antilopen Gang fett. Sonnabend spielen sie in Berlin. Wir trafen Danger Dan zum Interview.

In diesem Jahr räumte die Antilopen Gang einen Newcomer-Preis nach dem anderen ab. Dabei sind die gebürtigen Rheinländer genau genommen gar keine Neulinge mehr, gibt es die Band doch seit 2009. Der musikalische Durchbruch kam aber erst mit dem Ende 2014 veröffentlichten Album „Aversion“, mit dem sich die Antilopen ein Stück weit neu erfunden haben. Derzeit touren Danger Dan, Panik Panzer und Koljah durch Deutschland. Wir trafen Danger Dan vorab zum Interview.

Koljah, Danger Dan und Panik Panzer (v. l.) sind die Newcomer des Jahres 2015. Am 19. Dezember spielt die Deutschrap-Combo im Astra in Berlin. Foto: THOMAS SCHERMER
Koljah, Danger Dan und Panik Panzer (v. l.) sind die Newcomer des Jahres 2015. Am 19. Dezember spielt die Deutschrap-Combo im Astra in Berlin. Foto: Thomas Schermer

Panik Panzer ist dein Bruder, auch Koljah kennst du schon eine ganze Weile, richtig?
Genau, kennengelernt haben wir uns als Jugendliche im Pfadfinderlager. Daher kommt auch unser Name, denn wir waren schon damals in der Antilopen-Gruppe.

Hättet du Anfang des Jahres gedacht, dass 2015 für euch so erfolgreich wird?
Davon sind wir selbst überrascht. Es ist komisch, nach so vielen Jahren Preise als Newcomer zu bekommen. Wir freuen uns natürlich trotzdem.

Ihr habt unter anderem den New Music Award bekommen. Wie steht ihr zu dieser Art Wettbewerb, bei dem der Gewinner durch eine Hörerabstimmung und dann eine Jury ermittelt wird?
Ich finde es schwierig, Musik zu bewerten, denn jeder erlebt sie unterschiedlich. Auch verleitet das dazu, sich zu verstellen, um dem Publikum zu gefallen. Das ist der größte Fehler, den man als Musiker machen kann.

In „Aversion“ finden sich Spuren von Rap, Punk und Pop. Ihr habt politische, ernste und alberne Songs. Dennoch beklagt ihr immer wieder, man stecke euch in eine Schublade.
Ja, das ist einfach schade, weil wir viele Facetten haben. Wenn ich uns in eine Schublade stecken müsste, dann hieße sie „unsortierter Unsinn“. So einen Ordner habe ich auch auf meinem Computer und packe alles rein, was sonst nirgendwo dazu passt.

Würdest du dieses Schubladen-Denken gerne abschaffen?
Menschen denken immer in Kategorien. Komplett abschaffen kann man das nicht. Es wäre aber schön, wenn es mehr Schubladen gäbe oder man immer wieder neue Schubladen aufmachen könnte.

Wer ist für die Texte verantwortlich?
An denen arbeiten wir meistens zu dritt. Wir überlegen uns vorher eine Thematik. Am Ende wird der Song aber trotzdem oft ganz anders, als wir ihn uns vorgestellt haben.

Eure Songs werden zunehmend politisch. Wünscht ihr euch, dass sich Jugendliche mehr politisch engagieren?
Meiner Meinung nach stimmt es nicht, dass die Jugendlichen unpolitisch sind. Selbst wenn man ein Thema als unwichtig empfindet, ist das ja eine politische Aussage. Allerdings wünsche ich mir, dass Jugendliche sich nur dann politisch engagieren, wenn sie meiner Meinung sind.

Wo steht ihr in zehn Jahren?
Wir sind ja bekanntlich die Kyngz, das ist wissenschaftlich bewiesen. Also werden wir in zehn Jahren auch weiterhin die Kyngz sein. Bis dahin haben wir allerdings mehrere Rehabilitationen durchgemacht und sind vielleicht ein bisschen gesetzter. Oder tot.

Das Gespräch führte Friederike Deichsler, 19 Jahre.

Das könnte Dich auch interessieren

Kategorien Interview Konzerte Kultur Musik

„Wenn Sie Journalistin werden wollen, sind Sie in diesem Studiengang falsch“, hörte ich im ersten Semester nicht nur einmal. Trotzdem habe ich mittlerweile, mit 22, meinen Abschluss – und arbeite stetig daran, den Zweiflern das Gegenteil zu beweisen. Denn das Schreiben lasse ich mir nicht mehr wegnehmen. Es ersetzt für mich rauschzustandsauslösende Substanzen, es ist mein Ventil, wenn die Gedanken zu laut schreien und kein Platz für ekstatisches Tanzen ist. Schreiben kann ich über all das, wonach niemand fragt, was im Gespräch niemand von mir wissen will. Am spannendsten ist aber, anderen Menschen zuzuhören und ihre Geschichte zu erzählen.