Mit 30 Millionen Nutzern ist Lovoo die erfolgreichste Dating-App Europas. Das Suchtpotenzial ist hoch. Ein Erfahrungsbericht
Parship, eDarling, ElitePartner – seit Jahren erfreuen sich Datingportale großer Beliebtheit. Doch während Erwachsene sich noch via Internet kennenlernen, sind Jugendliche längst auf Apps umgestiegen.
Als ich vor ein paar Wochen mit Freunden unterwegs war, erzählte mir ein Pärchen, das seit einem Jahr zusammen ist, sie hätten sich über die Dating-App Lovoo kennengelernt. Voller Neugier lud ich mir am nächsten Tag das Programm auf mein Handy.
Tag 1: Gerade einmal seit einer Stunde registriert, hatte ich schon 100 Matches. So werden jene Leute bezeichnet, die Interesse an einem haben. Ich saß völlig begeistert und zugleich überfordert vor meinem Handy und fühlte mich bestätigt.
Tag 2: Ich war kaum ansprechbar und hatte kein Interesse, Leute auf Partys kennenzulernen. Ich hatte ja jetzt Lovoo. Mein Handy hörte nicht mehr auf, Töne von sich zu geben.
Tag 5: Nach 4 Tagen Lovoo-Rausch legte sich meine anfängliche Begeisterung. Mittlerweile hatte ich einen Blick für Fake-Accounts und keine Lust mehr auf die monotonen Unterhaltungen: „Hey, Lust zu treffen?“
Woche 7: Ich habe 5 063 Matches, fast 3 000 Follower und etwa 900 Jungs geschrieben. Wenn man mit Freundinnen vor dem Handy sitzt und irgendwelche Jungs per Chat verarscht, kann das ganz lustig sein. Doch wer ernsthafte Absichten hat und sich mit den Bekanntschaften trifft, sollte aufpassen. Mein erstes Lovoo-Treffen fand mit zwei Freundinnen statt. Ich war total aufgeregt und hoffte, dass kein 50-Jähriger kam – was nicht der Fall war. Trotzdem sah er nur halb so gut aus wie auf dem Foto. Danach hatte ich keine Lust mehr, Typen, die ich über Lovoo kennengelernt hatte, zu treffen. Doch wie lernt man heute Gleichaltrige kennen? Lovoo ist eine sehr bequeme und für schüchterne Menschen einfache Möglichkeit, unverfänglich Leute zu treffen.
Mein Resümee? Lovoo hat – wie die ähnliche App Tinder auch – hohes Suchtpotenzial, aber die Enttäuschungen bleiben nicht aus. Zum Schluss noch ein Tipp: Um Fake-Accounts besser zu enttarnen, kann man die Bekanntschaft nach ihrem Snapchat fragen. Denn damit kann man keine Fotos faken.
Anastasia Barner (16 Jahre)