Prominent gefragt: Charley Ann Schmutzler

Charley Ann Schmutzler fragt die Jugendredaktion: „Ich schlage oft Zeitschriften auf, die voll sind mit Bildern von gnadenlos retuschierten Models, die ohne Bildbearbeitung ja nicht mal selbst so aussehen wie das, was sie verkörpern. Es gibt solche ‚Perfektion‘ also gar nicht auf der Welt. Nirgendwo. Also frage ich mich: Warum eifern wir heutzutage einem Schönheitsideal hinterher, das im realen Leben niemand erfüllen kann?“

Die Jugendredaktion antwortet: Ich glaube, du liegst da nicht ganz richtig. Wir eifern ja nicht erst heutzutage etwas Unerreichbarem hinterher. Erstrebenswert war schon immer das, wonach man eben erst streben muss. Meist bedeutet ja, einem Schönheitsideal zu entsprechen, besonders, vielleicht sogar exotisch zu sein: Däninnen färben sich die Haare dunkel, Asiaten versuchen, kein Sonnenlicht abzubekommen und wir legen uns in die Sonne wie Grillhähnchen. Was einfach zu erreichen ist, muss eben nicht angebetet werden. Schön ist für manche Kulturkreise, wer fülliger ist und damit zeigt, dass er sich viel Essen leisten kann, für andere, die im Überfluss leben, ist Dünnsein schön.

Natürlich hast du recht: Dem heutigen Schönheitsideal kann niemand ganz entsprechen. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Supermodel Cindy Crawford. Obwohl niemand ernsthaft leugnen würde, dass sie schön ist, wird sie häufig für ihren berühmten Leberfleck auf der Oberlippe kritisiert. Von ihr stammt übrigens folgendes Zitat: „Morgens um sieben sehe ich auch noch nicht aus wie Cindy Crawford.“ Wie gesagt: Es mag sein, dass keiner dem Ideal entspricht. Aber es gibt nun mal Leute, die ziemlich dicht dran sind. Und einige entsprechen ihm zumindest in einer Kategorie, in der anderen aber nicht.

Jemanden zu finden, der in irgendetwas besser ist als man selbst, war schon immer möglich – nur leider war es noch nie so leicht wie heute. Im Internet findet man nicht mehr nur Promis mit geschönten Wahrheiten, wie du sie beschreibst, sondern auch ganz normale Leute, sogar Jugendliche. Hinter den Beauty-Bloggerinnen und -Youtuberinnen steht kein extrem teurer Beautytrupp und kein Retuscheur wie bei Cindy Crawford. Sie verwandeln sich selbst. Und die ganze Welt kann zugucken. Deshalb glaube ich, dass wir in Sachen Schönheitswahn auf einem guten Weg sind: Weil viele Jugendliche online sehen, wie die Schönheit entsteht, die man auch in den Zeitschriften bewundern kann, wissen wir, dass all das nicht echt ist – aber irgendwie trotzdem schön.

Ihre Carola Wondrak (21 Jahre)