Für Jung und Alt
Von Miriam Lenz, 21 Jahre
Zu meiner Taufe schenkte mir mein Patenonkel, ein angehender Zimmermann, ein selbst gebautes Tigerenten-Schaukelpferd. Meine Mutter liebt Janoschs Kindergeschichten mit der Tigerente, und mit diesem Geschenk wurde ihre Faszination auch an mich weitergegeben. Mit meinen acht Monaten war ich bei meiner Taufe natürlich noch etwas zu klein, um selbst auf dem großen, schwarz-gelben Holztier zu sitzen. Dafür probierten fast alle großen und kleinen Taufgäste mit Vergnügen die Tigerente aus und schaukelten in Festtagskleidung munter durch die Gegend. Insbesondere meiner damals schon über 70-jährigen Oma schien es die gestreifte Schaukelente angetan zu haben, wie zahlreiche Fotos in unserem Familienalbum noch heute belegen.
Als ich größer wurde und schließlich, ohne von einem Erwachsenen festgehalten zu werden, auf der Tigerente sitzen konnte, wurde sie zu einem meiner Lieblingsspielzeuge. Nachmittage lang thronte ich auf ihr, ließ sie in meiner Fantasie zu einem echten Reittier werden, vollführte die wildesten Ritte durch unser Wohnzimmer und die spektakulärsten Stürze, wenn ich es mit meinem reiterlichen Eifer etwas übertrieb. Irgendwann wurde ich allerdings zu groß für den Vogel, und statt auf einem hölzernen Tigerenten-Schaukelpferd durchs Wohnzimmer ritt ich nun mit meinem echten Pflegepferd durch den Wald. Aber wenn heute mein fünfjähriges Patenkind zu Besuch kommt, dann hole ich die Tigerente regelmäßig wieder aus dem Keller und lasse es mir nicht nehmen, auch selbst ab und an noch einmal aufzusteigen.