Vorsätzliche Verbesserungen


Die Unfähigkeit, leserlich zu schreiben wird neben Ärzten auch dem Genie Leonardo da Vinci nachgesagt. Jugendreporter Paul half das nichts – für die erste Klassenarbeit dieses Jahres bekam er eine sechs. Diagnose: nicht entzifferbar. Foto: Raufeld/A.Simon


Rätselhafte Zeichen: Zum Glück werden die Texte, die ich auf dieser Seite schreibe, nicht in meiner Handschrift abgedruckt. Dann müsste ich befürchten, dass nur Kryptologen meine Artikel lesen könnten. Glücklicherweise scheinen die meisten meiner Lehrer Kryptologie studiert zu haben. Denn Klassenarbeiten werden immer noch per Hand geschrieben. Aber auch die Belastbarkeitsgrenze von Lehrern ist bekanntlich irgendwann erreicht und deswegen nehme ich mir jedes Jahr vor, mein Schriftbild zu verbessern – mit dem ernüchternden Ergebnis, dass es mit der Zeit immer unleserlicher wird. Ich habe nichts unversucht gelassen, um meine Hieroglyphen in klar erkennbare Buchstaben zu verwandeln, ich habe mir sogar Schreibübungen für Erstklässler besorgt – ohne Erfolg.


Die Ausrede, dass ich wie Leonardo da Vinci Linkshänder bin und ich es deshalb schwerer habe, sauber zu Schreiben, nimmt mir schon seit Jahren niemand mehr ab, da es schließlich auch Linkshänder gibt, die ordentlich schreiben. In gewisser Weise habe ich meinen eigenen Da-Vinci-Code entwickelt. Der hat für die Lehrer aber nicht nur Schlechtes. Dank meiner Sauklaue lohnt es sich für keinen meiner Mitschüler, die Hausaufgaben von mir abzuschreiben. Bis sie die Schriftzeichen entziffert haben, können sie sich auch selbst Gedanken zu der Aufgabe machen. Aus Rücksicht auf meine Mitschüler und natürlich auch auf meine Lehrer habe ich mir dieses Jahr einen neuen Füller gekauft. Mit dem sollte alles besser werden. Doch die erste Arbeit mit dem neuen Schreibgerät wurde als unzumutbar mit einer sechs abgestempelt. Das war vielleicht ein toller Jahresanfang! Nun muss sich wirklich etwas an meiner Schrift ändern.


Paul Engelschalt (17 Jahre)

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Kategorien Fotoserie Lifestyle Schule

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