Thorsten, 17 Jahre, aus Alt-Hohenschönhausen fragt: „Fußballmanager Uli Hoeneß muss ins Gefängnis, weil er 28,5 Millionen Euro an Steuern hinterzogen hat. Ich kann mir nicht vorstellen, was man mit einer solchen Menge an Geld machen soll. Wenn jemand so reich ist, dass das allein der Betrag ist, den er an Steuern zahlen müsste, hat man es doch eigentlich gar nicht mehr nötig, den Staat um sein Geld zu bringen, oder? Was würdest du mit so viel Geld machen? Kannst du die Summe in irgendeine Relation setzen? Kannst du Hoeneß vielleicht sogar verstehen?“
Herr Höff antwortet: Vorweggeschickt: Nein, ich kann Uli Hoeneß nicht verstehen. Aber was heißt das schon? Es liegt allein daran, dass ich niemals so viel Geld besitzen werde und in den Kategorien einer solchen Summe gar nicht denken kann.
Als Uli Hoeneß noch in der Metzgerei seines Vaters mitgearbeitet hat, oder später als Student, hat er sich wahrscheinlich auch nicht vorstellen können, einmal so viel Geld zu haben, geschweige denn, als so reicher Mann um Geld zu betrügen.
Wer gar nicht die Möglichkeit zu einem Fehlverhalten hat, sollte nicht zu laut rufen, dass er sich auch korrekt verhalten würde, wenn er sie hätte.Vor Kurzem wurde von einem türkischen Zöllner berichtet, der trotz des Angebotes hoher Bestechungssummen nicht bereit war, einen kriminellen Handel zu unterstützen und der daraufhin strafversetzt wurde.
Wenn er von sich sagt, er sei nicht käuflich, weiß er, wovon er spricht. Die meisten Leute, die sich nun entrüsten, wissen es hingegen nicht.
Das heißt nicht, dass ich Uli Hoeneß in Schutz nehmen möchte. Er hat sich falsch verhalten. Aber die Frage ist, warum. Ich kann das nicht verstehen. Aber nicht weil ich mich über Hoeneß’ Fehlverhalten erhaben fühle, sondern weil ich die Situation, in der er gehandelt hat, im wahrsten Sinne des Wortes nicht nachvollziehen kann. Ich war nie in einer solchen Situation.
Und darüber bin ich auch ganz froh. Ich möchte nicht so viel Geld haben und mir überlegen müssen, was ich damit mache. Das hat nicht nur mit der Angst zu tun, dass man womöglich feststellen würde, dass einem Steuerhinterziehung plötzlich doch verlockend erscheint. Mit der Höhe des Vermögens ist man meiner Meinung nach auch verantwortlicher für Probleme, die sich mit Geld lösen ließen. Und abgesehen davon wäre mir der Reichtum zu anstrengend. Schon ein Vermögen von einer halben Million Euro zu verwalten und ständig zu gucken, wo man das Geld anlegt, damit es nicht an Wert verliert, wäre ganz schön viel Arbeit.
Dein Manfred