Vorsätzlich: Unhöflicher werden

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Wenigstens sind die Entschuldigungsgesten hierzulande nicht ganz so umständlich wie die in Japan, die wir hier abgebildet haben. Ansonsten wäre Jugendreporter Patrick wohl nur noch auf den Knien unterwegs.

Weniger feiern, mehr für die Schule tun – neben diesen Klassikern haben unsere Jugendredakteure noch zahlreiche andere und teilweise sehr viel kuriosere gute Vorsätze für 2014 gefasst. Den Januar über berichten sie an dieser Stelle von ihnen.

2014 möchte ich unhöflicher werden. Das klingt nicht nach einem guten Vorsatz im Wortsinn, ist aber gut gemeint. Denn für deutsche und vor allem für Berliner Verhältnisse bin ich geradezu übertrieben freundlich. Das hat schon oft zu Irritationen geführt. 
Um genau zu sein: Ich entschuldige mich zu oft. Eines der Worte „Entschuldigung“, „Verzeihung“ oder „Sorry“ findet sich in nahezu jedem zweiten Satz, den ich sage. Das ist quasi biografisch bedingt. Bevor ich zur Welt kam, lebte meine Mutter länger in England.

Sie brachte dankenswerterweise keine peinlichen Anglizismen in meinen Wortschatz ein, erzog mir dafür aber die englische Angewohnheit an, sich ständig zu entschuldigen. Am Esstisch hieß es in meiner Familie so lange ich denken kann immer:„Entschuldigung, könntest du mir das Salz reichen?“

Das ist nicht falsch, aber, wie ich erst feststellte, als diese Art, Fragen einzuleiten, schon fest in meinem Hirn verankert war, in den meisten Familien einfach unüblich. Inzwischen habe ich selbst ein Auslandsjahr in London verbracht, die Angewohnheit ist noch schlimmer geworden. Nun habe ich mir vorgenommen, sie mir abzugewöhnen. Da ich, wie gesagt, damit aufgewachsen bin, muss man sich das so vorstellen, als würde ich versuchen, nicht mehr „Bitte“ und „Danke“ zu sagen. Falls es mir nicht gelingt, möchte ich mich bei allen Leidtragenden schon im Vorhinein entschuldigen.

(Patrick Schmitt, 19 Jahre)

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