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Nicht viel mehr als gute Musik: Party zur KdR-Einweihung bleibt hinter Erwartungen zurück

Mit viel Vorfreude haben wir der Einweihungsparty des „Klub der Republik“ am neuen Standort entgegengefiebert. Das Haus war voll, die Musik überzeugend. Dennoch wollte bei Jugendredakteurin Laura der Funke einfach nicht überspringen.

Keine Schlange, kein Warten. Die Party scheint schon voll im Gange zu sein. „Gästeliste ist aus!“, begrüßt mich der Türsteher mit schadenfrohem Grinsen, nachdem ich ihm meinen Namen genannt habe. Nach einigem Hin und Her werde ich doch durchgewunken.

Es ist die Neueröffnungsparty des altbekannten „Klub der Republik“ (KdR), an den sich viele Prenzlauer Berger noch aus vergangenen Jahrzehnten mit Standort Pappelallee erinnern dürften. Im Zuge des allgegenwärtigen Clubsterbens im Ortsteil der Eigentumswohungsbesitzer und Latte Macchiato-Mütter musste auch der ehemalige KdR schließen und lange nach einem alternativen Stützpunkt suchen. Nachdem er seine neue Heimat etwas weiter nördlich, auf dem Gelände der früheren Weißbierbrauerei Willner in der Berliner Straße, gefunden hatte, begannen die Renovierungsarbeiten, deren vorläufiges Ende am vergangenen Freitag mit der ersten Party zelebriert wurde.

IMG-20160502-WA0001Die Musik ist gut, die Klangqualität überzeugend und das Haus voll. Man kann sich wohl also, zumindest an diesem ersten Abend, eine gewisse Arroganz von Tür über Garderobe bis Bar erlauben. Doch alles andere rechtfertigt kein vorschnelles Triumphieren und erst recht keine Überheblichkeit: Klar ist der Club an diesem Abend erst wenige Stunden alt und viele Renovierungen und Projekte auf dem Gelände stehen noch aus. Dennoch hätte ich mir mehr erwartet, um neue KdR-Jünger zu werben. Mehr Freundlichkeit, mehr Persönlichkeit, mehr Wiedererkennungswert. Es fehlt der gewisse Charme, den sonst auch die abgeranztesten Clubs der Stadt versprühen. Das Abenteuerspielplatz-Flair will in den völlig uneingerichteten Räumen einfach nicht aufkommen.

Noch ist natürlich nicht aller Tage Abend. Das Line Up, ein Mix aus Techno, Hip Hop und Funk, kommt gut an – tifft es doch den Mainstream-Geschmack der hiesigen Partygänger. Viele Clubs im Prenzlauer Berg spielen ausschließlich Rock oder Alternative – einer der wichtigsten Gründe, warum sie nie so gut besucht sind wie etwa ihre erfolgreichen Pendants auf der RAW-Partymeile. Immer wieder wird dokumentiert, wie der Prenzlauer Berg krampfhaft versucht, über seinen spießigen Schatten zu springen. Meine Prognose: Das wird, der Gentrifizierung sei Dank, so nicht klappen. Bleibt nur auf das hoffentlich noch aufkommende Einfühlungsvermögen und die Kreativität der KdR-Gestalter sowie die verlässlichen Clubs rund um die Spree zu setzen.

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