Diese Postkarte wurde der Jugendredaktion von einem kleinen Männlein in brauner Kutte überbracht. Neben der sandigen Karte bot es der Redaktion auch eine blau-weiße Mülltonne an, die es R2-D2 nannte, für die aber niemand Verwendung hatte.
Liebe Jugendredaktion,
ich sende euch sonnige Grüße aus Timbuktu. Auf diese Metropole kann das kleine Städtchen Berlin echt neidisch sein. Nachdem das Öl plötzlich aus war, haben die Afrikaner einfach am schnellsten geschaltet und hier riesige Solarparks errichtet. Es ist toll, mal an dem Ort zu sein, von dem die Energie stammt, mit der fast alle Staaten der Welt versorgt werden. Da wird man als Europäer schon nachdenklich, ob wir damals nicht einen längeren Atem bei dem Projekt Desertec hätten beweisen sollen. Wisst ihr noch? Der alte Kontinent wollte mal Solaranlagen in der Sahara bauen, aber 2013 haben die Verantwortlichen die Pläne dafür buchstäblich in den Sand gesetzt.
Dank den Erlösen aus dem Stromexport können die meisten Menschen in der Universitätsstadt als Wissenschaftler arbeiten – deshalb werden hier tolle Dinge entwickelt. Eben habe ich den neuen Weltraumfahrstuhl gesehen. Könnt ihr euch noch an das Buch „Limit“ von Frank Schätzing aus dem Jahr 2012 erinnern? Damals hätte ja niemand gedacht, dass das mal möglich ist. Viele Einheimische fahren zweimal die Woche zum Picknicken nach oben. Ich habe mir beim Urlaubsshopping übrigens was gegönnt: das neue Bananabook. Funktioniert astrein, viel besser als die antiquierten Apple-Teile. Darauf lerne ich jetzt auch meine Bambara-Vokabeln. Gar nicht so leicht, wenn man mit Englisch als Weltsprache aufgewachsen ist. Aber das zu lernen, macht nun wirklich kaum mehr Sinn. Die Amerikaner haben ja nicht mehr viel zu sagen.
Ich werde noch etwas ausspannen, bevor ich nächste Woche ins öde Berlin zurückmuss. Kann mich jemand von Tegel abholen? Schönefeld ist ja doch erst nächstes Jahr fertig.
Euer Simon Grothe (im Jahr 2060 jugendliche 64 Jahre alt)