Im Jahr der Abgeordnetenhauswahl wird das jährliche Jugendforum zum Open Air – und zieht so mehr Besucher an als zuvor
Am 1. Juli wurde der Mariannenplatz zum Blickfang: Auf dem von Zelten, Ständen und einer Bühne gesäumten und von rund 600 jungen Menschen besuchten Platz fand das Jugendforum-Open-Air statt. 2001 ins Leben gerufen, ist das Jugendforum mittlerweile zur größten jugendpolitischen Veranstaltung der Stadt avanciert. Nun fand es erstmals unter freiem Himmel statt. „Die neue Location ist ein Experiment, wir hoffen, so noch mehr Jugendliche zu erreichen“, erläutert eine der Initiatorinnen. Das ist gelungen.
Das Forum soll Jugend und Politik die Möglichkeit geben, miteinander in Dialog zu treten. Mitglieder der im Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien trafen auf Vertreter von Organisationen wie der Jungen Islam-Konferenz und dem Jugendmigrationsbeirat. Junge Wähler konnten sich einen Überblick über die Parteienlandschaft verschaffen. Auf die Kostbarkeit ihres Wahlrechts verwiesen Parlamentspräsident Ralf Wieland und Bildungssenatorin Sandra Scheeres (beide SPD) in ihrem gemeinsamen Grußwort. In vielen Ländern würden Menschen aufgrund ihres Einsatzes für freie Wahlen verfolgt – gerade deshalb müssten Wahlberechtigte ihr Privileg nutzen.
Für Input sorgten Diskussionsrunden in kleinen Zelten. Dort sprachen Jugendliche aus den Organisationen mit Politikern über Themen wie Stadtentwicklung, Chancen für Geflüchtete und Mitgestaltungsmöglichkeiten. Dolmetscher übersetzten bei Bedarf in Kurdisch, Arabisch oder Französisch. Die Runde „Migrant forever“ thematisierte etwa die Frage, wann ein Migrant eigentlich als „deutsch“ gelte. Ein junger Erwachsener mit kurdischen Wurzeln beklagte, dass er nach zwei Jahrzehnten in Deutschland, Abitur und Ausbildung noch immer den Duldungsstatus habe: „Ich arbeite als Dolmetscher für Flüchtlinge, helfe ihnen bei der Integration in diesem Land – und trotzdem darf ich kein Deutscher sein.“ Über den Hinweis des Abgeordneten Roman Simon (CDU), dass er seit dem 19. Juni als Geduldeter zumindest ein eigenes Bankkonto eröffnen dürfe, konnte der angehende Student nur müde lächeln.
Viele Gesprächsrunden waren zeitlich knapp bemessen, Problemfelder konnten nur umrissen werden. So bleibt vor allem eines gewiss: Jugendliche und Politiker werden auch beim nächsten Jugendforum noch ausreichend Diskussionsbedarf haben.
Für weitere Informationen rund um die Veranstaltung geht’s hier zur Homepage des Jugendforums.
von Rabea Erradi