Im Alter von 24 Jahren ist Constanze Wruck der erste weibliche technische Ausbilder bei Vattenfall Berlin:
Sie ist Mutter, hat eine abgeschlossene Ausbildung, praktische Berufserfahrung, Fachabitur, einen Ausbilderschein und bald den Meister. Constanze steht mit gerade einmal 24 Jahren bereits fest mit beiden Beinen im Leben. Seit September arbeitet sie als Ausbilderin. Wie sie das alles geschafft hat, verrät sie uns im Interview.
Constanze, du bist der erste weibliche technische Ausbilder bei Vattenfall in Berlin. Bist du nicht zu jung dafür?
Ich denke, um eine gute technische Ausbilderin zu sein, sind Qualifikation und Persönlichkeit wichtiger als das Alter.
Wann wusstest du, dass du Kraftwerkerin werden willst?
Als ich zehn Jahre alt war, nahm ich dort an einer Führung teil. Der Kraftwerksführer sagte, dass die Leute, die hier sitzen, eine enorme Verantwortung haben. Das war der Moment, in dem ich beschloss, Kraftwerkerin zu werden. In der 9. Klasse absolvierte ich dann mein Betriebspraktikum im Heizkraftwerk Reuter West und ein paar Jahre später auch mein Außendienstjahr. Danach war es naheliegend, sich bei Vattenfall zu bewerben. Das hat auch geklappt, und im September 2007 begann ich eine Lehre zur Mechatronikerin. Zeitgleich machte ich auf der Abendschule mein Fachabitur. Das war eine sehr lernintensive Zeit.
Und nach dem Übernahmejahr ging es dann direkt weiter?
Ja, das Glück spielte mir in die Karten. Anfang 2012 wurde mein Arbeitsvertrag entfristet, und ich fing im Fernwärmebetrieb an. Dort wurde ich hauptsächlich im Schlosser- und Schweißerbereich eingesetzt. Ich habe viel gelernt, auch wenn diese Tätigkeiten von meiner Ausbildung als Mechatronikerin recht weit entfernt waren. Dann folgte ein besonderes Projekt. Sozusagen. Ich wurde Mutter und nahm ein Jahr Elternzeit.
Wie ging es weiter?
Eines Tages klingelte das Telefon, und mein alter Ausbildungsmeister Bernd Schubert fragte mich, ob ich nicht Ausbilderin werden wolle. Das war der Punkt, an dem ich mich entschied, wieder zu meinen Mechatronik- Wurzeln zurückzukehren. Um alles unter einen Hut zu bekommen, musste ich einen Zeitplan aufstellen. Ich brauchte einen Ausbilderschein, wollte meinen Meister machen und trotzdem auch für meine Tochter da sein. Das bedeutet dann tagsüber arbeiten, und wenn die Kleine im Bett ist, setze ich mich noch mal an den Schreibtisch, um im Fernstudium meinen Meister zu machen.
Das klingt sehr stressig.
Durch das Fachabitur an der Abendschule wusste ich ja, was mich erwartet. Na ja, und wer was haben will, muss auch dafür arbeiten.
Welche Ausbildungsinhalte wirst du dem kommenden Ausbildungsjahrgang vermitteln?
Wir werden 19 statt elf Mechatroniker und zwei statt wie vorher drei Industriemechaniker ausbilden. Ich werde mich gerade am Anfang auf die Grundlagenausbildung konzentrieren. Auch wenn die theoretischen Inhalte überwiegend in der Berufsschule gelehrt werden, vermitteln auch wir fachtheoretische Kenntnisse zu den praxisbezogenen Fertigkeiten. Im mechanischen Bereich sind das Grundlagen der Metalltechnik wie Bohren, Drehen, Fräsen. Im elektrotechnischen Bereich unterrichten wir die Grundlagen der Elektroinstallation wie Abmanteln und Abisolieren von Leitungen, Löten, Messen oder die Inbetriebnahme. Auch Hydraulik, Pneumatik oder Lagertechnik sind Teil der Ausbildung.
Was willst du den Auszubildenden noch mit auf den Weg geben?
Ich weiß, dass ich weder die Aufgaben der Schule noch die der Eltern übernehmen kann. Aber ich möchte die Auszubildenden zur Selbstständigkeit ermuntern. Wichtig ist mir auch, dass sie verstehen, dass diese einmalige Ausbildung nur die Grundlage für die nächsten 30 oder 40 Jahre Arbeitsleben ist. Um langfristig mithalten zu können, werden sie sich lebenslang neues Wissen und Können aneignen müssen.