Vergangene Woche eröffnete in Mitte die letzte der insgesamt zwölf geplanten Jugendberufsagenturen in Berlin.
Der Wartebereich ist komplett verwaist. Dann betritt ein Mädchen die Jugendberufsagentur (JBA) in Friedrichshain-Kreuzberg. Sie geht zielstrebig auf eine der zahlreichen Bürotüren zu, klopft und tritt ein. Nach rund zwanzig Minuten kommt sie wieder heraus. „Ich werde jetzt einen Bundesfreiwilligendienst machen“, sagt Amal mit einem unsicheren Lächeln auf den Lippen.
Anfang 2015 beschloss der Senat ein Konzept zur Einrichtung einer sogenannten Jugendberufsagentur in Berlin. Im Oktober des gleichen Jahres eröffneten die ersten vier Standorte in Friedrichshain-Kreuzberg, Marzahn-Hellersdorf, Tempelhof-Schöneberg und Spandau. Vergangene Woche ist die letzte JBA in Mitte an den Start gegangen. Damit gibt es nun in jedem der zwölf Berliner Bezirke eine Anlaufstelle für Jugendliche.
Noch keine Erfolgsstatistik
Der Zweck dieser Einrichtungen: „Es ist unser gemeinsames Ziel, jeden jungen Erwachsenen zu einem Berufsabschluss zu führen. Eine Ausbildung ist der Grundpfeiler einer erfolgreichen Zukunft“, erklärt Shirin Khabiri-Bohr, Geschäftsführerin der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit.
In der Agentur werden die Jugendlichen unter anderem zu ihren beruflichen Perspektiven beraten, ihnen wird ein passendes Ausbildungs- und Qualifizierungsangebot unterbreitet und sie werden bei Problemen im beruflichen sowie auch im privaten Umfeld unterstützt. Um das zu ermöglichen, arbeiten Mitarbeiter der Arbeitsagentur, des Jobcenters und des Jugendamtes in Berlin nun unter einem Dach zusammen.
Die JBA-Filialen in ganz Berlin zu eröffnen, hat viel Geld gekostet. Das ist auch der Grund, aus dem es immer wieder Kritik an dem Projekt gibt. Die am häufigsten gestellte Frage lautet: Nutzt Jugendlichen das erweiterte Angebot überhaupt und finden sie mit seiner Hilfe tatsächlich leichter eine Berufsausbildung? Genaue Zahlen dazu werden der Agentur für Arbeit erst Anfang des kommenden Jahres vorliegen.
Die 17-jährige Amal findet die Beratung sinnvoll: „Vor einem halben Jahr war mir noch gar nicht klar, was ich nach dem Schulabschluss machen möchte. Inzwischen weiß ich, dass ich jetzt erst einmal einen Bundesfreiwilligendienst machen werde“, berichtet sie.
Egal wohin, Hauptsache vermittelt
Regelmäßig hatte die Kreuzbergerin Pflichttermine in der Jugendberufsagentur, weil sie seit ihrem Abschluss im Sommer keine berufliche Perspektive hatte. Auch dies ist ein Vorwurf von Kritikern der JBA: In Wahrheit handle es sich um eine Einrichtung, die Jugendlichen nicht helfe, sondern ihnen Sanktionen auferlege, wenn sie Schwierigkeiten mit der Arbeitssuche haben. Amal sieht die Agentur mit gemischten Gefühlen: Anfangs sei sie zwar ohne große Erwartungen gekommen und habe die JBA nur aufgesucht, weil sie eben erscheinen musste. Mittlerweile sei sie jedoch überzeugter von dem Konzept. „Meine berufliche Zukunft hätte ich, glaube ich, nicht alleine regeln können, ich wusste ja nicht einmal, dass ein Bundesfreiwilligendienst existiert“, gibt Amal zu. Allerdings sei es ihr manchmal so vorgekommen, als habe man sie unbedingt vermitteln wollen, egal wohin.
Von Roswitha Engelen, 21 Jahre