Mehrsprachigkeit ist der Schlüssel zur Welt

Frankreich will den Deutschunterricht streichen. Ist es überhaupt noch sinnvoll, Fremdsprachen zu lernen?

Sprachen eröffnen uns das Verständnis für Kulturen und Lebensräume. Foto: Fotolia/Contrastwerkstatt
Sprachen eröffnen uns das Verständnis für Kulturen und Lebensräume. Foto: Fotolia/Contrastwerkstatt

Wer viele Sprachen spricht, erntet Bewunderung. Deshalb bekommen wir schon in der Schule immer wieder gesagt, es sei von Vorteil, Fremdsprachen möglichst fließend zu beherrschen. Das scheint Frankreichs Bildungsministerin Najat Vallaud-Belkacem anders zu sehen. Sie will den Deutschunterricht radikal zusammenstreichen. Geplant ist die Abschaffung der bilingualen Klassen, in denen den Schülern zwei Fremdsprachen angeboten werden, und der sogenannten europäischen Abteilungen, in denen Geschichte und Sozialkunde in einer Fremdsprache, meist Deutsch, unterrichtet werden. Kritiker befürchten den Verfall der modernen Sprachen und eine Gefährdung der deutsch-französischen Freundschaft.

Aber wieso sollten wir uns in der heutigen Zeit, in der keine Sprache so weit verbreitet ist wie die englische, überhaupt noch die Mühe machen, weitere Fremdsprachen zu lernen? Selbst in Berlin wird in vielen Bars und Restaurants der Szenebezirke mehr Englisch als Deutsch gesprochen. Warum soll sich unser Nachbar, der Franzose, mit der komplexen deutschen Sprache quälen, wenn er sich doch genauso gut auf Englisch mit uns verständigen kann?

Unter dem Aspekt der Nützlichkeit gibt es wohl kaum noch Argumente für Vielsprachigkeit an Schulen. Aber Sprachen machen uns nicht nur zu dem, was wir sind, sie eröffnen uns auch das Verständnis für Kulturen und Lebensräume. Wer eine neue Sprache lernt, setzt sich mit der Gesellschaft, der Tradition und der Geschichte des Landes auseinander und fördert den interkulturellen Dialog. Sprachen lassen uns in neue Denkwelten einsteigen. Sie lehren uns den Blick für das Fremde und nehmen uns die Angst vor dem Andersartigen.

Schon Goethe wusste: „Wer fremde Sprachen nicht kennt, weiß nichts von seiner eigenen.“ Denn erst die Sicht auf das Unbekannte erlaubt uns schließlich, das Eigene zu hinterfragen und mit anderem zu vergleichen. Der Erwerb einer neuen Sprache ist außerdem eine Herausforderung an sich selbst und eine Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Deshalb ist es richtig und wichtig, gegen die geplante Schulreform in Frankreich zu protestieren. (Viola Blomberg, 22 Jahre)

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