Mit 17 Jahren ins Europaparlament

Im Dezember fand im Bundestag und im Abgeordnetenhaus das Planspiel SIMEP statt.

Antonia Lieshoff hat es eilig. Die 17-Jährige kommt gerade aus einer Ausschuss­sitzung und ist auf dem Weg zurück zu ihrer Fraktion. „Europa bedeutet für mich Viel­falt, Freiheit und Zuhause“, sagt sie. Die Jugendliche ist Europa­abgeordnete – für zwei Tage. Gemeinsam mit rund 180 anderen Schülern hat sie sich bei der Simulation Europäisches Parlament (SIMEP) angemeldet, die im Dezember im Bundestag und im Abgeordnetenhaus stattfand. Das Planspiel ist ein Projekt der Jungen Europäischen Bewegung Berlin-Brandenburg und soll Schülern den Gesetz­gebungs­prozess in der Europäischen Union vermitteln. Dabei schlüpfen die Jugendlichen in die Rolle von Europa­abgeordneten und diskutieren die Themen Klima- und Energiepolitik, TTIP und Entwicklungspolitik. Zudem haben sie die Möglichkeit, mit Politikern ins Gespräch zu kommen und Antworten aus erster Hand zu erhalten.

Nebenbei widerlegen sie das Vor­urteil, Jugendliche seien nicht politisch interessiert. Im Gegenteil: „Ich finde es gut, dass wir hier zu so aktuellen Themen unsere Meinung sagen dürfen“, meint die 15-jährige Iman Amkhatriou. Auch die Betreuer, die die Veranstaltung begleiten, ziehen eine positive Bilanz. Mit­organisatorin Maria Herwig sagt: „Mich hat die Energie und die Motivation fasziniert, mit der die Teilnehmer an den Entschließungen gefeilt und diskutiert haben.“

Europaabgeordnete auf Probe: SIMEP macht's möglich. Foto: JAN STEINHAUER
Europaabgeordnete auf Probe: SIMEP macht’s möglich. Foto: JAN STEINHAUER

Getrübt wird die gute Stimmung unter den Schülern nur von dem permanenten Zeitdruck, der häufig zum Abbruch der Diskussionen führt. Die eingesparte Zeit kommt dem Plenum zugute, das am Ende des zweiten Tages Abschluss und Höhepunkt der SIMEP zugleich bildet.

Als nach mehreren Stunden voller lebhafter Auseinandersetzungen schließlich die Europahymne das Planspiel beendet, sind zu allen drei Themen Berichts­entwürfe verabschiedet. Teilnehmerin Anja Höhne­cke (19) blickt positiv zurück: „Ich habe durch den Blick hinter die Kulissen einiges gelernt. Es ist hinterher immer leicht, sich über Gesetze zu beschweren, die nicht perfekt sind. Hier bekommt man eine andere Sicht darauf, man sieht, wie viel Arbeit hinter den Paragraphen steckt, wie kompliziert ihre Entstehung ist.“

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„Wenn Sie Journalistin werden wollen, sind Sie in diesem Studiengang falsch“, hörte ich im ersten Semester nicht nur einmal. Trotzdem habe ich mittlerweile, mit 22, meinen Abschluss – und arbeite stetig daran, den Zweiflern das Gegenteil zu beweisen. Denn das Schreiben lasse ich mir nicht mehr wegnehmen. Es ersetzt für mich rauschzustandsauslösende Substanzen, es ist mein Ventil, wenn die Gedanken zu laut schreien und kein Platz für ekstatisches Tanzen ist. Schreiben kann ich über all das, wonach niemand fragt, was im Gespräch niemand von mir wissen will. Am spannendsten ist aber, anderen Menschen zuzuhören und ihre Geschichte zu erzählen.