„Den Teufelskreis des Hungers durchbrechen“

Die App „Share the meal“ will den globalen Hunger bekämpfen. Wir sprachen mit einem der beiden Entwickler

20150817_sharethemeal
Lesotho zählt zu den Ländern mit der geringsten Ernährungssicherheit. Etwa 40 Prozent der Kinder hungern. Foto: Rein Skullerud

Bernhard Kowatsch und Sebastian Stricker wollen dem Hunger auf der Welt ein Ende machen. Um ihr ambitioniertes Ziel zu erreichen, haben sie die App „Share the meal“ programmiert. Mit zwei Klicks spenden die Nutzer 40 Cent, mit denen das UN World Food Programme (WFP) ein hungerndes Kind im afrikanischen Lesotho einen Tag lang ernährt. Seit Ende Juni ist die App in Deutschland, der Schweiz und Österreich erhältlich. Wir sprachen mit Sebastian Stricker über den Erfolg der App und Expansionspläne.

Herr Stricker, wie sind Sie auf die Idee zur Spenden-App gekommen?
Wir wollten etwas bauen, das jedem die Möglichkeit gibt, mit dem Handy einfach und schnell zu helfen. Denn immerhin gibt es auf der Welt zwanzigmal mehr Smarthphones als hungernde Kinder. Außerdem sind 40 Cent für die meisten von uns unglaublich wenig Geld. So fühlen sich viele Leute angesprochen. Wer da­rüber hinaus helfen möchte, kann sich einfach bei uns melden. Wir freuen uns über jeden Freiwilligen. Übrigens, die Spenden selbst gehen nicht an das „Share The Meal“-Team. Die operativen Kosten, also Betriebs- und Entwicklungsaufwand, sind durch großzügige Spenden von Privatpersonen, Firmen und einen Innovationsfonds des WFP gedeckt.

Was wird mit den 40 Cent finanziert?
Kurz gesagt: alles – von der Beschaffung der Nahrungsmittel über den Transport, die Verteilung und Kontrolle durch die UNO, damit auch wirklich die richtigen Kinder versorgt werden. Morgens bekommen sie einen süßen Maisbrei und zum Mittagessen einen Maisbrei mit Hülsenfrüchten wie Bohnen, der „Papa“ heißt. Durch die zwei Mahlzeiten, die die Kinder pro Tag in der Schule erhalten, kann der Teufelskreis des Hungers durchbrochen werden. Für viele der Kinder sind dies die einzigen Mahlzeiten, die sie zu sich nehmen, und deshalb so entscheidend dafür, dass sie gesund aufwachsen. Es gibt in den Schulen Köchinnen und Köche, die die Mahlzeiten direkt vor Ort zubereiten. Die Nahrungsmittel werden so weit wie möglich lokal eingekauft – das unterstützt die Kleinbauern vor Ort und die wirtschaftliche Entwicklung.

Wie viele Mahlzeiten wurden bisher an bedürftige Kinder gespendet?
Der aktuelle Stand ist ständig auf unserer Webseite und der App einsehbar. Momentan sind es mehr als 1,16 Millionen Mahlzeiten (Stand 14. August). Unser erstes Ziel ist es, alle bedürftigen Vorschulkinder in Lesotho das ganze Jahr lang mit Schulmahlzeiten zu ernähren.

20150817_sharethemeal_mitbegründer
Sebastian Stricker – hat die App zusammen mit einem Freund programmiert. Foto: Glen Glover

Was denken Sie: Warum ist Ihre App so erfolgreich?
Wir haben etwas gebaut, das die Leute interessiert. Es ist mit der App sehr einfach, Gutes zu tun. Es steckt aber auch viel harte Arbeit dahinter.

Wie lange haben Sie von der Idee bis zur Realisierung gebraucht?
Bernhard Kowatsch und ich haben die App entwickelt und im April 2014 während eines Sabbaticals in Berlin gegründet. Mit der Unterstützung vieler freiwilliger und unersetzlicher Helfer konnten wir die App dann entwickeln und freuen uns sehr, dass wir es so weit geschafft haben.

Wie sehen Ihre Pläne aus?
Oberste Priorität hat die Optimierung der App. Langfristig wollen wir nicht nur den Kindern in Lesotho helfen, sondern weitere Projekte starten und den Hunger weltweit angehen. Außerdem möchten wir die App nach dem bisherigen Erfolg in Deutschland, Österreich und der Schweiz auch in anderen Ländern anbieten.

Was möchten Sie bis Ende des Jahres mit der App erreicht haben?
Wir träumen von höheren Zielen, gleichzeitig müssen wir anerkennen, dass „Share the Meal“ ein Innovationsprojekt ist. Wir können noch nicht absehen, welches Potenzial diese App hat, denn es gibt keine Vergleichsmöglichkeit.

„Share the meal“ kann im Apple-App-Store, bei Google Play und Amazon-Apps heruntergeladen werden. Mehr Infos unter www.sharethemeal.org/de

Das könnte Dich auch interessieren

  • Wahlblogger gesucht

    Vor die Wahl gestellt: Rund drei Millionen Deutsche werden bei der Bundestagswahl…

  • Um Licht in den deutschen Bürokraten-Jungle zu bringen, entwickelten sechs Syrier eine…

  • Meldung

    Schreiben im Bundestag: Noch bis heute läuft die Bewerbungsfrist für den Jugendmedienworkshop…

  • Meldung

    AUFRUF: Ab sofort können sich Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren für…

Kategorien Mitmischen

Auf spreewild.de berichten wir über alles, was uns bewegt – über Schule, Politik und Freizeit, Liebesglück und -kummer oder den Schlamassel mit der eigenen Zukunft. Wir bieten Hintergrundgeschichten zu den Artikeln, die wir auf der Jugendseite veröffentlicht haben, stellen Fotos und Videos ins Netz. Dazu gibt es die Fotoserien der Jugendredaktion, Musik-, Buch- und Filmbesprechungen sowie all die Fragen, die uns die Prominenten jede Woche stellen.