In den zwei Wochen Herbstferien, die vor sieben Tagen zu Ende gegangen sind, konnten die meisten Schüler entspannen, in den Urlaub fahren und Freunde treffen. Für mich, meine Mitschüler und die Zehntklässler einiger anderer Berliner Schulen allerdings hieß es dieses Jahr: Praktikum absolvieren und damit kaum Erholung.
Mein zweiwöchiges Schülerpraktikum bei einem Radiosender hat mir zwar Spaß gemacht und fühlte sich fast an wie Freizeit, durfte ich doch viele interessante Leute treffen. Aber das hatte ich allein meinem Praktikumsplatz zu verdanken.
Andere hatten nicht so viel Glück und langweilten sich in irgendwelchen düsteren Büroräumen. Auf jeden Fall bedeutet das Praktikum eine Woche verlorene Ferien.
In den sieben Ferientagen, die mir blieben, musste ich meinen Praktikumsbericht schreiben, Hausaufgaben machen, für Arbeiten nach den Ferien lernen und meinen Vortrag für den mittleren Schulabschluss (MSA) vorbereiten, weil ich den im Dezember halten muss.
Da wundern sich also die Lehrer, dass man nach den Ferien müde und erschlagen im Klassenraum sitzt und auch nicht allzu große Lust hat, sich mit vollem Einsatz am Unterricht zu beteiligen. Es ist schon anstrengend genug, in zwölf, statt wie früher in 13 Jahren Abitur zu machen, ohne dass der Schulstoff wirklich ausgedünnt wurde. Das heißt, wir haben jeden Tag länger Schule und dazu noch viele Hausaufgaben. Es bleibt somit kaum Zeit für die Freunde oder Hobbys. Bis 17.30 Uhr Schule zu haben und dann noch Hausaufgaben machen zu müssen, ist auch nicht wirklich die Traumvorstellung eines Teenagers. Erwachsene erzählen mir zwar immer, dass es nach der Schulzeit viel arbeitsintensiver wird und ich die Schulzeit genießen soll. Aber die meisten Arbeitnehmer haben immerhin das Recht, wenn sie Urlaub haben, ihre Geschäftsmails nicht lesen zu müssen. Wieso also werden uns ganz selbstverständlich die Ferien gekürzt? Als Jugendlicher will man sich in der Zeit, die einem bleibt, auch nicht nur entspannen, sondern sich lieber mit Freunden treffen und viel unternehmen. Die Erholung kommt dann wirklich zu kurz. Ich hoffe, dass sich das ändert und wenigstens die Klassen unter mir in den kommenden Jahren wieder ihre zwei Wochen Herbstferien genießen können.
In Michael Endes Buch „Momo“ gab es die grauen Männer, auch bekannt als die Zeitdiebe. An die musste ich denken, als mir ein Teil meiner Ferien gestohlen wurde.