Berlin hat die erste unabhängige Ombudsstelle zur Beratung in der Kinder- und Jugendhilfe eingerichtet
Gebiet mit besonderem Entwicklungsbedarf – so definiert der Berliner Senat das Viertel rund um die Kienitzer Straße in Neukölln. Mittendrin, in der Nummer 110, hat nun die deutschlandweit erste unabhängige Ombudsstelle zur Beratung und Vermittlung in der Kinder- und Jugendhilfe eröffnet. Es ist ein Stadtteil, in dem einige Jugendliche vom Jugendamt betreut werden.
Manche haben Konflikte mit dem Amt: Sie sehen ihre Rechte missachtet oder sind mit den zahllosen Regelungen überfordert. Auch Jugendliche, die in Einrichtungen freier Träger untergebracht sind, wissen oft nicht, an wen sie sich wenden sollen, wenn sie Probleme mit Betreuern haben.
Um das zu ändern, läuft die nächsten drei Jahre das Modellprojekt Berliner Beratungs- und Ombudsstelle (BBO). Die Stelle berät Jugendliche und ihre Familien kostenlos und vermittelt in Streits. Durchgeführt wird das Projekt von dem Verein Berliner Rechtshilfefonds Jugendhilfe. Die Senatsbildungsverwaltung unterstützt es. Mit dem Angebot nimmt Berlin eine Vorreiterrolle ein.
Hervorgegangen ist die Idee ursprünglich aus der Aufarbeitung von Misshandlungen und sexuellem Missbrauch Jugendlicher in Heimen in den 50er- und 60er-Jahren. Damals gab es keine Stelle, an die sich Jugendliche wenden konnten. Deshalb blieben viele Misshandlungen lange unentdeckt. Es sei daher wichtig, dass Jugendliche bei allen Problemen unabhängige Ansprechpartner haben, sagte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) bei der Vorstellung der BBO.
Zwar gibt es Ombudsstellen in Deutschland, jedoch keine andere, die sich aus öffentlichen Mitteln finanziert und keiner Jugendhilfeeinrichtung angehört. Jugendliche und Familien können sich persönlich, telefonisch und per E-Mail an die Einrichtung wenden.
(Von Josephine Valeske, 18 Jahre und Ceren Isak, 22 Jahre)
Informationen unter: www.bbo-jugendhilfe.de