Dank Gleitzeit ein seltener Anblick: schlafende Schüler in der ersten Stunde. Foto: Maksim meljov/Fotolia

Gleitzeit für Schüler: Zuspätkommen erwünscht

Nach erfolgreicher Testphase hat ein Gymnasium bei Aachen die Gleitzeit für Schüler eingeführt. Ein Konzept für Berlin?

Müde Augen, gähnende Münder, niedersackende Köpfe – ein gewohnter Anblick für Lehrer, insbesondere während der ersten Unterrichtsstunde. An einem Gymnasium in Alsdorf bei Aachen ist nun Schluss damit: Hier dürfen die Oberstufler eigenmächtig entscheiden, ob sie den Unterricht bereits zur ersten oder erst zur zweiten Stunde besuchen.

Es ist die erste Schule Deutschlands, die die Gleitzeit für Schüler eingeführt hat. Das dieser Schritt durchaus sinnvoll ist, belegen Studien – etwa die von Stephanie Crowley vom Rush University Medical Center in Chicago. Nach ihren Erkenntnissen haben Jugendliche etwa ab dem 15. Lebensjahr einen anderen Schlaf­rhythmus als Erwachsene und Kinder. Bis zum 20. Lebensjahr ist ihr Biorhythmus verschoben, sie schlafen später ein. Dennoch benötigen sie rund neun Stunden Schlaf. Klingelt der Wecker gegen 6.30 Uhr, wachen die meisten schon mit Schlaf­entzug auf.

Young and smart students learning in a classroom
Dank Gleitzeit ein seltener Anblick: schlafende Schüler in der ersten Stunde. Foto: Maksim meljov/Fotolia

Drei Viertel der Jugendlichen hätten täglich damit zu kämpfen, für die Schule aufzustehen, sagen Wissenschaftler. Das wirkt sich auch auf die schulischen Leistungen aus. Durch das verfrühte Aufstehen fällt nicht selten die REM-Phase weg. Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten sowie Gedächtnisprobleme können die Folge sein.

Das Gleitzeit-Konzept des Alsdorfer Gymnasiums könnte also durchaus als vorbildliches Pilot­projekt für ganz Deutschland gewertet werden. Wer erst zur zweiten Stunde am Unterricht teilnimmt, arbeitet den Lehrstoff einfach in den Freistunden nach. Insgesamt zwei Unterrichts­einheiten pro Tag sind dafür vorgesehen. Nach jeder Stunde gibt es einen Stempel, der die Anwesenheit bestätigt. Wurde früher in den Freistunden rumgelungert, gequatscht oder das Taschengeld am Kiosk für Süßigkeiten ausgegeben, wird sich jetzt relevanteren Inhalten gewidmet.

von Julia Heyer

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