Pussy Riot- ganz weit weg von mir?

Bill Schneider fordert von der heutigen Jugend, sich mehr einzumischen. Foto: Privat

Von Bill Schneider, 17 Jahre


Stört euch was? Mit dem Abitur in zwölf Jahren haut es wohl nicht so ganz hin. Genug Studienplätze stehen für euch angeblich auch nicht zur Verfügung. Und die Gesellschaft ist sowieso nur an eurer Arbeitskraft interessiert, nicht aber an euren Erfahrungen und Werten, die ihr als Menschen vertretet, so sagt man.


Also, stört euch was?


Protest dient dazu, Druck auf die Mächtigen auszuüben. Er erfolgt unangemeldet, will durch ungewöhnliche und oft verbotene Aktionen Aufmerksamkeit erregen. So tat es auch die russische Punkband Pussy Riot, als sie am 21. Februar dieses Jahres eine russisch-orthodoxe Kirche in Moskau stürmte und ihr „Punk-Gebet“ sprach, mit der Bitte, Präsident Putin möge nicht weiter Russlands Geschicke lenken.


In einem totalitär anmutenden Staat wie Russland erfordert eine solche Form des Protestes viel mehr Mut als in Deutschland, könnte man meinen. Bei uns gibt es viele Tageszeitungen, ein scheinbar unzensiertes Internet und in der Schule können wir im Politik- oder Geschichtsunterricht sagen, was wir wollen, ohne dafür eingesperrt zu werden. Demokratie, olé! Also, stört euch das, was in Russland passiert? Findet ihr es richtig, wie Pussy Riot gegen die wahlmanipulativen und unterdrückerischen Zustände in Russland protestiert? Unter Jugendlichen scheint das Schicksal der Künstlerinnen kein Thema zu sein. Oder führen wir etwa lebhafte Debatten über Pussy Riot? Sind wir zu Protestdemos oder Solidaritätskundgebungen gegangen?


Was heute altmodisch und überholt wirkt, war noch vor ein paar Jahren Grundstein für unser heutiges Leben. Die Meinungsfreiheit und der Luxus, sich ohne Furcht vor Unrecht und Willkür über unseren Kontinent zu bewegen, sind keine Selbstverständlichkeit. Diese Privilegien mussten erkämpft werden – auch durch Protest und Widerstand. Es ist schade, dass wir deutschen Jugendlichen des 21. Jahrhunderts unsere Zeit auf Facebook, nicht aber mit Interesse und Solidarität für diejenigen auf der Welt verbringen, denen es schlechter geht als uns. Vielleicht werden wir sogar in ein paar Jahren bemerken müssen, dass uns einige Vorteile unserer freiheitlichen Demokratie einfach abhandengekommen sind, weil wir nur in Desinte­resse schwelgten damals im Sommer 2012. Lasst uns unsere Zeit deshalb anders nutzen!


Sollte sich die Jugend von heute mehr politisch engagieren? Diskutiert mit!

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Kategorien Politik

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