Guter Rat ist kostenlos

Jennifer Preuß mit ihrem Anwalt Volker Loeschner in der Beratungsstelle. Foto: Madlen Schäfer

In Beratungsstellen in Lichtenberg und Marzahn helfen Anwälte ehrenamtlich Jugendlichen, die Rechtsprobleme haben


Von Madlen Schäfer


Mit 17 Jahren erhielt Jennifer Preuß aus Marzahn eine Anklageschrift per Post. Nach einem Beziehungsstreit mit ihrer damaligen Freundin, behauptete diese, von Jennifer mit einem Schlagring angegriffen worden zu sein, obwohl kein ärztliches Gutachten dies belegte. In der Anklageschrift wurde dem Mädchen deshalb gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.


Am Anfang war die Verzweiflung groß. „Ich war total hilflos und hatte Angst, dass dies meine berufliche Zukunft zerstört“, erzählt die Schülerin. Plötzlich brauchte sie rechtlichen Rat. Ihre Eltern konnten sich einen Anwalt nicht leisten. „Vielen Jugendlichen geht es wie Jennifer. Sie bekommen einen Brief aus einem Anwaltsbüro oder von der Staatsanwaltschaft und wissen dann nicht, was sie tun sollen“, erklärt Ulrich Schellenberg, Vorsitzender des Berliner Anwaltsvereins. Hilfe bekam Jennifer beim Amtsgericht. Dort wurde ihr ein Beratungsschein ausgestellt, mit dem sie zur kostenlosen Jugendberatungsstelle des Berliner Anwaltsvereins in Marzahn gehen konnte.


Bereits seit 2006 können Jugendliche die Rechtsberatungsstelle in der Exerzierstraße im Wedding nutzen. Alle Fragen des Straf- und 
Sozialrechts können hier geklärt werden. Das Spektrum reicht von Fragen zum Schulrecht über Verträge im Internet bis hin zu Straftaten wie Körperverletzung. „Jugendliche aus sozial schwachen Familien können sich einen Anwalt oft nicht leisten. In der Beratungsstelle erhalten sie Rat zu allen rechtlichen Problemen von ehrenamtlich tätigen Anwälten“, sagt Schellenberg.


Im Juni letzten Jahres eröffnete eine weitere Beratungsstelle im Jugendzentrum „Betonia“ in der Wittenbergerstraße in Marzahn. Jeden Mittwoch suchen ungefähr zwischen einem und fünf Jugendlichen rechtlichen Rat. Gerade in Problembezirken wie Marzahn sind Jugendliche auf eine solche Unterstützung angewiesen. „Im persönlichen Gespräch erfahren wir oft, dass Jugendliche zu wenig über ihre Rechte und Pflichten wissen“, so Ulrich Schellenberg.


Jennifer Preuß ist eine von mehr als 1 200 Jugendlichen, die die Rechtshilfe in Anspruch genommen haben. Da sie anstrebt, später in einem Gesundheitsberuf zu arbeiten, hätte ein Eintrag im Vorstrafenregister ihren Berufswunsch verhindern und somit ihr ganzes Leben verändern können. Ihre Verzweiflung löste sich auf, als sie ihren Anwalt Volker Loeschner kennenlernte. Der 37 Jährige erklärte sich sofort bereit, die Schülerin vor Gericht zu vertreten. Ende März wurde Jennifer Preuß vom Gericht freigesprochen – das verdankt sie auch der kostenlosen Rechtsberatungsstelle.


Jetzt kann Jennifer wieder positiv in die Zukunft schauen: „Ich bin froh, dass jetzt alles vorbei ist und ich dank des Freispruchs mein Abitur machen und später Medizin studieren kann.“


Die Beratung findet im Wedding dienstags und donnerstags von 15 bis 18 Uhr und in Marzahn mittwochs von 15 bis 18 Uhr statt. Weitere Informationen gibt es unter: 
www.berliner-anwaltsverein.de

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