Wenn Jugendliche mit Abgeordneten frühstücken
von Rebecca Ciesielski und Sandra Queisser, beide 20 Jahre
Politiker sollten beim Thema Sparen selbst Vorbild sein! Parteien, die ihre Wahlversprechen nicht halten, müssen sanktioniert werden! Gleiche Bildungs- und Arbeitschancen für alle! Das sind drei der vielen Forderungen, die von Schülern aus ganz Deutschland formuliert wurden, die sich im Rahmen der Politischen Projekttage des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschland (CJD) mit Tendenzen von Phänomenen wie Globalisierung, Migration oder politischer Beteiligung auseinandergesetzt haben.
Jugend verschafft sich Gehör
Seit einigen Jahren werden diese Forderungen traditionell im Rahmen eines Abgeordnetenfrühstücks im Deutschen Bundestag an die zuständigen politischen Vertreter getragen. So auch am 8. Juni. Bei strahlendem Sonnenschein auf der Dachterrasse des Reichstags kamen ausgewählte Schüler des CJD mit Abgeordneten und Leitern verschiedener Bildungseinrichtungen zusammen. „Politiker werden mit Anfragen und Bitten überhäuft“, sagte Marvin Kalina aus Wismar, der extra für das Frühstück nach Berlin gereist ist. „Da ist es für junge Menschen natürlich schwierig, überhaupt gehört zu werden.“ Daher sei das jährliche Treffen mit den Entscheidungsträgern so wichtig, denn oft würde es zu weiteren Treffen führen – zum Beispiel zu Besuchen an Hilfe suchenden Schulen. Einige dieser Besuche führten in der Vergangenheit im Nachhinein tatsächlich zu konkreten Verbesserungen der Unterrichtssituation.
„Die Projekttage vergrößern in jedem Fall das politische Interesse vieler Jugendlicher und fördern den Respekt untereinander”, betont Julia Jürgens vor den Abgeordneten, während am Himmel über der Reichstagskuppel doch noch Regenwolken aufziehen. Gegenseitiger Respekt – das sei überhaupt ein Schlüsselwert für eine funktionierende Gesellschaft. Das bestätigt auch die Sängerin Joanna Zimmer, die seit ihrer Geburt blind ist und als Schirmherrin des CJD zu den Abgeordneten und Jugendlichen spricht. Sie erzählt bewegende Anekdoten aus ihrer Vergangenheit und regt an, dass gegenseitiger Respekt immer die Grundlage unseres Handels bilden solle – ob man mit oder ohne Handicap lebt.
Direkte Einflussnahme
Auch wenn in diesem Jahr nicht so viele Abgeordnete wie sonst dem Ruf der Jugendlichen gefolgt sind, betont die Pressesprecherin des CJD Julia Edele-Hörner die Wichtigkeit solcher Veranstaltungen. „Da wir die Politiker quasi an ihrem Arbeitsplatz besuchen, entsteht für diese ein geringer Aufwand“, sagt sie. Selbst an stressigen Tagen sei es für viele möglich, zumindest auf einen Kaffee vorbeizuschauen und so die wichtige Netzwerkarbeit zu betreiben. Die Jugendlichen sind von dieser Form des direkten, politischen Engagements überzeugt – unabhängig davon, wie viele Abgeordnete an diesem Tag tatsächlich gekommen sind. Marvin ist froh darüber, heute diese Möglichkeiten zu haben: „Selbst meine Oma war total begeistert. In ihrer Jugend war es noch nicht möglich, sich so direkt Gehör zu verschaffen.“
Schlachtplan: Wie wollt ihr die Politiker auf euch aufmerksam machen?