Szene aus „Tote Mädchen lügen nicht“
Die Serie „Tote Mädchen lügen nicht“ um Protagonistin Hannah Baker ist sehr umstritten.

Tote Mädchen sind schlechte Vorbilder

Suizid kann ansteckend sein – wie im Fall der Netflix-Serie „Tote Mädchen lügen nicht“. Das bestätigten nun auch Forscher.

Es ist ja nicht die feine Art, zu sagen: Ich habe es euch ja gesagt. Aber bereits 2017 hat Spreewild Kritik an der Serie „Tote Mädchen lügen nicht“ geäußert. Und nun bestätigen Studien, dass die Suizidrate in den USA anstieg, nachdem die Serie dort auf Netflix gelaufen war.

Problematisch, aber erfolgreich

Durch die sozialen Netzwerke sind junge Menschen ständig damit beschäftigt, sich zu vergleichen. Da sind Minderwertigkeitskomplexe, Frustration oder sogar Depressionen programmiert. „Tote Mädchen lügen nicht“ schien deshalb gerade für diese Generation absolut problematisch. Im Jahr 2017 war die Serie dennoch eine der erfolgreichsten.

Die Protagonistin Hannah Baker nimmt sich darin aufgrund von Mobbing das Leben. Der von ihr gewählte Ausweg, der Suizid, wird in den zwei Staffeln der Serie glorifiziert und unzensiert dargestellt. Die Serie beginnt mit ihrem Tod. Hannah wird als attraktives und aufgewecktes Mädchen präsentiert. Dem Zuschauer wird das Gefühl vermittelt, dass sie sich mit ihrem Suizid einen Gefallen getan hat, da sie nun Anerkennung und auf eine verquaste Art Beliebtheit erhält. Aber diese Annahme ist natürlich Schwachsinn, denn Hannah hat von diesem nachträglichen Ruhm definitiv nichts mehr. Sie befindet sich in einem Sarg unter der Erde.

Vor allem junge Leute sind betroffen

Forscher des College of Medicine der Ohio State University fanden im Nachgang heraus, dass bei den zehn- bis 17-Jährigen ein enormer Anstieg der Suizidrate zu verzeichnen war. Und das genau in dem Monat nach Ausstrahlung der Serie. Bei den Älteren war ein solch starker Anstieg nicht erkennbar, mit gewöhnlichen Schwankungen ist das Phänomen laut den Forschern nicht zu erklären.

Der sogenannte Werther-Effekt beschreibt den Zusammenhang zwischen Suiziden und Geschehnissen in den Medien. Mathias Berger, Professor an der Uniklinik Freiburg, erklärte schon kurz nach der Ausstrahlung der Serie in Deutschland, dass Suizide ansteckend sein können. Dies habe man bereits 1774 an den Folgen der Veröffentlichung von Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ erkennen können, als ein Nachahmungseffekt eintrat, ebenso nach dem Suizid des Fußballtorwarts Robert Enke. Ihn wunderte deshalb, dass die Netflix-Serie ausgestrahlt wurde.

Eine neue Staffel ist bereits in Planung

Zweifel konnten auch die Warnungen wecken, die vor jeder Folge liefen. Zwar wurde in diesem Vorspann gerechtfertigt, warum es so wichtig sei, den Fokus auf Themen wie Suizid zu richten – aber auch davon abgeraten, die Serie zu schauen, falls man labil sei. Doch wer ist das in der Pubertät nicht? Und welcher Teenager hört schon auf Warnungen?

Das Land mit einer der höchsten Selbstmordraten unter Jugendlichen, Neuseeland, gab die Serie übrigens nachträglich nicht mehr für Minderjährige frei. Aber aller Kritik zum Trotz soll noch in diesem Jahr die dritte Staffel der Serie bei Netflix zu sehen sein.

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Abitur: check. Schreiben für die coolste Jugendseite seitdem ich 14 bin: check. Weltherrschaft: in Arbeit. Wie genau ich das anstelle, weiß ich noch nicht. Ich, 19, bin noch in der Findungsphase. Ich habe bereits Praktika bei Mode- und Lifestyle-Magazinen absolviert und in vielen Filmen und Serien mitgespielt. Ansonsten reise und singe ich viel, verschlinge drei Bücher pro Woche und schreibe in jeder freien Minute. Wohin mich all das bringt, weiß ich noch nicht. Aber sobald ich es weiß, schreibe ich einen Artikel darüber.