„Bibi & Tina – Tohuwabohu total!“: Bunt und völlig überzogen – und das ist auch gut so

Eigentlich lehne ich Neuverfilmungen über die Helden meiner Kindheit ab, egal ob als drollige Computer-Animation oder als Spielfilm. Meine Erinnerungen will ich mir nicht von den hektischen, knallbunten, gesättigten Regenbogenvarianten zerstören lassen. So habe ich auch anfangs über Bibi & Tina gedacht.

Es war mir unbegreiflich, wie Detlev Buck, Regisseur von „Knallhart“ und „Hände weg von Mississippi“ auf einmal einen Film dreht, bei dem man vor lauter Animationseffekten und Anglizismen während den Musikeinlagen kaum noch der Handlung folgen kann.

Jetzt, nach dem vierten Teil, kann ich Buck verstehen.

Bibi und Tina erleben ihre Abenteuer längst nicht mehr als prüde, angepasste Kinder, die immer vorsichtig und umsichtig handeln. Sie sind forsch, frech und phantasievoll. Und genau das haben sie auch im vierten Teil noch mehr rausgelassen, es ist ein einziges Tohuwabohu. Alexander, der Freund von Tina und Sohn von Graf Falko, bricht endlich aus seiner ängstlich steifen Art aus und rebelliert gegen seinen strengen, voreingenommenen Vater. Buck hat es geschafft, Falko nicht mehr, wie in der Zeichentrickserie, als nervige Nebenrolle zu inszenieren, der immer alles verbietet, sondern als einen urkomischen Schlossherren, dem seine Intoleranz auf eine verzweifelnde und humorvolle Art im Weg steht.

Es ist auch nicht zu übersehen, wie sehr die Pferdeliebhaberinnen im Film mit den aktuellen gesellschaftskritischen und politischen Themen konfrontiert werden. Denn bei ihrem vierten Abendteuer treffen die Mädels auf die aus Syrien geflüchteten Brüder Sinan und Karim und gabeln vorher das Mädchen Adea auf, das aus ihrer Heimat in Albanien vor ihrer bevorstehenden Hochzeit ausgerissen ist. Währenddessen hat sich auf Schloss Falkenstein der Bauunternehmer Herr Trumpf eingenistet, der eine große Mauer erbauen will. Und auch die Gleichstellung der Geschlechter, die schon im dritten Teil „Mädchen gegen Jungs“ Thema war, spielt eine Rolle, denn bei Bibi und Tina haben die Mädels die Hosen an.

Natürlich gab es Stellen im Film, an denen ich mir dachte: „Wie unrealistisch ist das denn bitte schön?“ Auch der Soundtrack löst leider Fremdschämen aus. Aber genau das ist es ja, was Bibi und Tina irgendwie ausmacht! Denn wie Buck gesagt hat: Es darf bunt, voller Effekte und total überzogen sein! Und egal wie klischeehaft die Charaktere sind oder wie vollkommen lächerlich mir der Humor vorkommen mag – mich packt das Tanzfieber und die Abenteuerlust, wenn die Mädchen und ihre Freunde anfangen zu singen und zu tanzen. Denn: „Bibi & Tina“ ist ursprünglich ein Komik und sollte sich nicht wegen seiner Popart-Effekte zieren.

Von Mabel Heußen

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Kategorien Film & Fernsehen Medien

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