Wer auf Youtube nach rechten Hetz-Videos sucht, findet Botschaften von Flüchtlingen. Über eine bemerkenswerte Kampagne.
Auf Youtube finden sich nicht nur politisch korrekte Inhalte. Längst wird die Plattform auch von Personen verwendet, die sich eher durch Fremdenfeindlichkeit denn -freundlichkeit auszeichnen. Dass Unmengen an fremdenfeindlichen Videos auf Youtube landen, verwundert nicht.
Doch seit Kurzem müssen jene, die sich rechtspopulistische Clips ansehen wollen, zuvor Geflüchteten zuhören, wie sie die Vorwürfe aus den darauffolgenden Videos kommentieren und entkräften. Der syrische Flüchtling Arif etwa hat sich mit Pegida-Chef Lutz Bachmann beschäftigt: „Lutz Bachmann erzählt euch gleich, dass alle Flüchtlinge kriminell sind. Also ich war noch nie im Gefängnis. Aber Lutz Bachmann schon. Der Pegida-Chef wurde schon wegen Diebstahl, Körperverletzung und Drogenhandel verurteilt. Ich habe das Gesetz noch nie gebrochen. Aber eines haben wir gemeinsam: Wir sind beide schon mal geflüchtet.“
Hinter der Video-Offensive „Search racism. Find truth“ steckt die Berliner Organisation „Flüchtlinge Willkommen“. „Mit der Kampagne wollen wir genau dort zu mehr Aufklärung und Weltoffenheit beitragen, wo Hass und Hetze gegen Fremde sich am schnellsten verbreiten: im Internet“, erklärt Initiator Jonas Kakoschke. Insgesamt wurden Clips mit neun Geflüchteten produziert. Sie laufen, bevor die eigentlichen Videos beginnen, und lassen sich nicht wegklicken. Technisch wird bei dieser Aktion mit den Werbefunktionen von Youtube gearbeitet. Stichwort Zielgruppenorientierung. Mithilfe komplexer Schlagwortkonstellationen werden die Clips automatisch vor die betreffenden Videos und Kanäle geschaltet. So werden exakt die Videos angezeigt, die die Inhalte der nachfolgenden Videos am treffendsten widerlegen.
Aglia etwa räumt mit dem Vorurteil auf, Flüchtlinge seien faul und gefährlich. In Syrien hatte die junge Frau zwei Jobs. Weil sie täglich bedroht wurde, kam sie nach Deutschland. Fadi hat sich das Wahlprogramm der AfD genauer angeschaut. Taim spricht darüber, wie schwierig es für Flüchtlinge ist, in Deutschland einen Job zu bekommen.
Finanziert wird die Aktion „Search racism. Find truth“ ausschließlich durch zweckgebundene Spenden.
Mehr über die Kampagne unter www.search-racism-find-truth.com
Michael Alemu, 18 Jahre