Sieht nur von außen gut aus: Der Rückert-Gymnasium zählt zu Berlins marodesten Schulen. Foto: Rückert-Gymnasium

Marode Schulen in Berlin: Schüler sollten büffeln statt bibbern

Gian ist Schülersprecher des Rückert-Gymnasiums in Schöneberg – einer der marodesten Schulen Berlins. Er übt scharfe Kritik an der Politik, die die Sanierung seiner Schule lange versäumt hat

Die Summe schockiert: 4,2 Milliarden Euro. So viel Geld wird nach einer aktuellen Schätzung der Senatsverwaltung für Bildung benötigt, um Berlins marode Schulen zu sanieren. Besonders hoch sei der Sanierungsbedarf an der Lenau-Grundschule in Kreuzberg, am Beethoven-Gymnasium in Lankwitz – und am Schöneberger Rückert-Gymnasium, an dem ich Schülersprecher bin.

Wir könnten uns darüber beklagen, dass die Schule technisch längst nicht so modern ausgestattet ist, wie sie es in unserem Zeitalter sein sollte. Doch so weit wollen wir noch gar nicht denken. Erst einmal wären wir schon froh, wenn die Stühle, auf denen wir sitzen, nicht mehr wackeln würden.

Sieht nur von außen gut aus: Der Rückert-Gymnasium zählt zu Berlins marodesten Schulen. Foto: Rückert-Gymnasium

Die Schule sollte ein Ort der Kreativität sein, an der gelehrt und diskutiert wird, eine Bildungseinrichtung, an der mit der Bildung des Nachwuchses die Grundsteine der Zukunft gelegt werden. Wir denken in jeder Unterrichtsstunde nur, wie schön es wäre, nicht mehr frieren zu müssen, weil die eisige Luft durch die miserabel abgedichteten Fenster ins Klassenzimmer strömt. Im Hochsommer dann genau das Gegenteil: Spätestens zur fünften Stunde sind wir fertig gegart. Konzentration? Fehlanzeige. Anstatt die Trigonometrie zu fokussieren, betrachten wir die rissigen Wände. Womit wir beim nächsten Problem angelangt wären. Die Liste der Mängel ist endlos. Man findet in praktisch jedem zweiten Raum etwas, das saniert werden müsste.

Dass in Tempelhof-Schöneberg Gelder, die für die Schulsanierung vorgesehen waren, in die Verschönerung von Rathäusern geflossen sind, macht wütend. Welchen Stellenwert hat Bildung in unserem Land eigentlich? Angesichts dessen kann ich die Entscheidung, den Bezirken die Zuständigkeit zu entziehen, nur begrüßen. Der Senat setzt landeseigene Gesellschaften ein, die die Sanierung und den Neubau nun koordinieren sollen. Eine Entscheidung, die auf Veränderung hoffen lässt, wenngleich sich die Frage stellt, warum dieser Schritt erst jetzt gegangen wird.

Wie ist die Situation an eurer Schule? Habt ihr mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, die das ungestörte Lernen erschweren?

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