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Wer Prüfungen abzunehmen hat, sollte nicht streiken

Maike Effing hat nicht für alle streikenden Lehrer Verständnis.

Vergangene Woche gab es wieder einen Warnstreik im öffentlichen Dienst. Davon betroffen waren auch viele Gymnasien und Sekundarschulen, an denen eigentlich die Prüfungen für das Abitur und den Mittleren Schulabschluss stattfinden sollten. An einigen Schulen, etwa dem Goethe-Gymnasium in Lichterfelde, wurden die Abiturprüfungen auf einen Termin nach den Osterferien verschoben, weil mehr als die Hälfte der Lehrer nicht zur Schule kamen.

Die Forderungen der angestellten Lehrer scheinen angemessen. Sie wollen eine Angleichung des Lohns an den der Beamten, einen gerechten Tarifvertrag und Maßnahmen gegen den Personalmangel. Auch dass die Angestellten ihre Rechte wahrnehmen und für ihre Forderungen streiken, ist vollkommen in Ordnung. Dass es dabei zu Unterrichtsausfall kommt, muss man hinnehmen.

Allerdings sollte man die Inter- essen der Schüler auch nicht komplett außer Acht lassen. Wochenlang haben sie sich auf ihre Prüfungen vorbereitet. Sie freuten sich, den Stress bald hinter sich zu lassen. Nun wurden sie ausgebremst und müssen sich auf neue Prüfungstermine einstellen.

Natürlich ist ein Streik an einem so wichtigen Prüfungstag sehr effektiv, weil er noch mehr Druck auf die Verhandlungspartner aufbaut, als es an einem normalen Schultag der Fall wäre. Es spricht aber auch einiges dagegen. Die Verschiebung der Prüfungen führt nicht nur dazu, dass die Schüler vor einer wichtigen Leistungsabfrage zusätzlich gestresst werden. Sie wirft auch kein gutes Licht auf die Lehrer, die sich eigentlich um das Wohl ihrer Schützlinge bemühen sollten. Sie sollten ein Vorbild für die Schüler sein und ihnen nahebringen, dass man sich an Termine und Vereinbarungen halten soll. Nun halten sie sich selbst nicht an die Prüfungstermine, die lange feststehen. Damit geht zum einen ein Teil des Vertrauens der Schüler in die Lehrer verloren. Zum anderen werden viele Pläne durcheinandergebracht.

Alle müssen den Stoff noch häufiger wiederholen, um sicherzugehen, dass nichts bis zur Prüfung vergessen ist. Zudem muss die verdiente Reise oder schlimmstenfalls die Abschluss- fahrt umgebucht werden, wenn sie plötzlich im Prüfungszeitraum liegt. Da werden sich womöglich auch die Schüler, die wegen des Personalmangels ebenfalls unzufrieden waren und eigentlich hinter den Lehrern standen, fragen, ob die Pädagogen ihre Unterstützung verdienen.

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