Kein Platz für Breitmachmacker

Anastasia Barner, 16 Jahre

 

Immer wenn ich U-Bahn, Bus oder Straßenbahn fahre, fällt mir auf, dass männliche Fahrgäste, vor allem Jungs, anderthalb bis zwei Sitze für sich beanspruchen. Breitbeinig lümmeln sie sich auf ihrem Sitz und nehmen keine Rücksicht auf ihre Nachbarn, während Frauen oder Mädchen sich oft gerade so auf einen halben Sitz quetschen mit dezent übereinandergeschlagenen Beinen.

 

Anastasia Barner Foto: privat
Anastasia Barner Foto: privat

Oft sitze ich dann in der Bahn und versuche, Körperkontakt zu vermeiden, indem ich mich immer zurückziehe und verkrampft sitze. Verhaltensforscher haben herausgefunden, dass Männer sich so breitbeinig hinsetzen, weil es nicht nur gemütlicher ist, sondern vor allem Dominanz ausstrahlt. Das ist nicht nur in Berlin ein Problem, sondern auch in anderen Städten und Ländern. Sogar in New York, wo Körperkontakt tunlichst vermieden wird und schon bei der kleinsten Fast-Berührung in Supermärkten ein Lamento von Entschuldigungen kommt.

 

Mich ärgert sehr, dass wir Mädchen uns so selbstverständlich einschränken, Platz machen und uns nicht mehr behaupten.

 

Deshalb setze ich mich mittlerweile manchmal auch breitbeinig auf einen Sitz und beuge mich provokant nach vorn, eben wie es meine männlichen Mitfahrer machen. Seltsamerweise führt es, wenn ich das mache, immer zu irritierten Reaktionen. Das  Problem klingt lustig, ist aber, wenn man betroffen ist, echt belastend und beschäftigt deshalb auch nicht nur mich. Es gibt Mädchenblogs, die darüber schreiben und eine Twitterseite, die Fotos von Jungs, die sich besonders breitbeinig in die Bahn setzen, hochlädt, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Dieses Projekt nennt sich Breitmachmacker, ich finde den Namen extrem passend.

 

Ich wünsche mir, dass die Männer sich nicht mehr unnötig breitmachen. Verstehen kann ich zwar, dass sie die Beine nicht übereinanderschlagen, aber sie könnten den anderen Mitfahrer(inne)n schon mehr Platz lassen, indem sie sich nur auf EINEN Sitz setzen.

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Abitur: check. Schreiben für die coolste Jugendseite seitdem ich 14 bin: check. Weltherrschaft: in Arbeit. Wie genau ich das anstelle, weiß ich noch nicht. Ich, 19, bin noch in der Findungsphase. Ich habe bereits Praktika bei Mode- und Lifestyle-Magazinen absolviert und in vielen Filmen und Serien mitgespielt. Ansonsten reise und singe ich viel, verschlinge drei Bücher pro Woche und schreibe in jeder freien Minute. Wohin mich all das bringt, weiß ich noch nicht. Aber sobald ich es weiß, schreibe ich einen Artikel darüber.