Interview

Interview mit Jungautor Robert Campe: „Wir sind nicht so handysüchtig, wie gesagt wird“

Teenies sind oft und viel online – und das ist okay. Das zumindest sagt Jungautor Robert Campe.

Wie viele Stunden verbringst du pro Tag vor dem Handy?
Schwer zu sagen, das kommt auf den Tag an. Wenn ich Schule oder Hockey habe, dann vielleicht so drei bis vier Stunden, an anderen Tagen sind es nur ein bis zwei.

Würdest du es schaffen, für eine bestimmte Zeit auf dein Handy zu verzichten? Oder nervt dich dieser vermeintliche Druck, immer erreichbar sein zu müssen ohnehin, und du wärst froh, mal abschalten zu können?
Im Alltag würde es mich schon nerven, es auszuschalten, weil man ja viel unternimmt, sich mit Freunden abspricht, vor allem in der Klassen- oder in der Hockeygruppe. Da könnte ich echt nicht darauf verzichten. Allgemein ist es aber schon auszuhalten. So stark, wie Erwachsene gerne tun, ist der Druck dann auch wieder nicht. Bei ein- bis zweitägigen Hockeyturnieren oder im Urlaub muss man es ja auch irgendwie schaffen.

Was ist das größte Vorurteil im Sachen Internet und Technik, mit dem sich die Jugend von heute konfrontiert sieht?
Dass das Internet schlecht für Teenager sei, weil sie die ganze Zeit mit Inhalten in Berührung kämen, die nicht altersgerecht seien, Pornografie oder gewalttätige Videos zum Beispiel. Dahinter steht natürlich der Glaube, dass das Netz vollgepackt sei mit schlechten Inhalten. Aber das ist Blödsinn. Man muss teilweise schon gezielt nach solchen Inhalten suchen.

„What’s App, Mama?“ von Robert Campe, Eden Books, 224 Seiten, 14,95 Euro

Ertappst du dich manchmal dabei, dass du deine Eltern, wenn sie so etwas sagen, nicht mehr ernst nimmst?
Ich nehme meine Eltern natürlich ernst. Aber ich habe auch immer mindestens ein gutes Gegenargument in der Rückhand.

Wie denkst du über die Behauptung, das Handy würde bei Teenies zwischenmenschliche Beziehungen ersetzen?
Ich kenne das ehrlich gesagt nicht und kann dafür kein Beispiel nennen. Wenn ich mich mit Freunden treffe, ist das Handy echt Nebensache. Wir sind nicht so handysüchtig, wie gerne gesagt wird. Bei Auslandsfreundschaften oder wenn man sich verabreden möchte, kommt man aber nicht daran vorbei. Ich persönlich denke mir schon des Öfteren, warum manche eigentlich die ganze Zeit auf ihr Handy starren. Ich habe auch Geschichten gehört, dass manche wohl gar nicht mehr einschlafen können, ohne ihr Handy neben sich liegen zu haben. Das sind aber Ausnahmen. Insgesamt wird das Thema viel zu sehr aufgebauscht.

Du denkst also, dass die Jugend im Allgemeinen verantwortungsvoll mit dem Internet umgeht, also bereit dafür ist?
Das kann man nicht pauschalisieren. Es liegt an einem selbst, welchen Gefahren man sich aussetzt. Bilder, die ich ins Internet stelle, können – selbst wenn ich sie gelöscht habe – Jahre später noch auffindbar sein. Aber Teenager reifen im Netz genauso heran, wie sie es im echten Leben tun.

Was hältst du vom Handyverbot an der Schule?
Generell finde ich das schon gut. An unserer Schule haben wir es auch und man muss ja während der Stunde wirklich nicht andauernd damit herumfuchteln. In der Pause hingegen sollte das schon okay sein.

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Sollte der Umgang mit Medien an der Schule gelehrt werden?
Das wäre richtig und wichtig. Viele Leute, auch aus meinem Umfeld, wissen nicht, was sie tun. Es wäre gut, wenn die Schule da ein stärkeres Bewusstsein schaffen würde.

Du erklärst, was Hauls, Vlogs oder Snaps sind, warum Instagram cool und Facebook uncool ist. Selbst ich, der mit 20 Jahren ja nun wirklich nicht zu deinem Zielpublikum gehört, habe einiges gelernt. Wundert dich das?
Eigentlich nicht. Es gibt Apps und Netzwerke, die für die eine Altersgruppe ganz toll sind, und die Nächsten finden das schon wieder lächerlich. So entdeckt beinahe jeder Jahrgang neue Anwendungen für sich. Heute ist das noch viel stärker als zu den Zeiten, in denen Facebook das Coolste war, das es gab.

Warum hast du eigentlich ein Buch geschrieben?
Entstanden ist die Idee während eines Schulpraktikums, das ich Anfang 2016 beim Onlinebranchendienst Meedia gemacht habe. Dort habe ich einen Beitrag darüber verfasst, welche sozialen Netzwerke bei Jugendlichen gerade angesagt sind. Im Januar vergangenen Jahres hat mich dann der Verlag edenbooks angerufen und gefragt, ob ich nicht Interesse an einem Projekt über das Thema hätte.

Du bist gerade auf Promotour. Wie reagieren die Leute auf dich und dein Buch?
Die meisten sind positiv überrascht, weil es für einen 16-Jährigen ja nicht unbedingt alltäglich ist, ein Buch zu schreiben.

Gibt es Pläne für ein zweites Buch?
Geplant ist nichts, aber ich streite sehr oft mit meiner Schwester über die Vor- und Nachteile von Apple und Android. Mein Vater meinte einmal im Scherz, dass man ja auch daraus was machen könnte.

Foto: Nico Klein-Allermann

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