Von Milena Pfennig, 15 Jahre
Allerliebste Schwester, erinnerst du dich noch an deinen Hamster Freddy? Er war dein bester Freund, du nahmst ihn überall mit hin. Bis zu jenem Tag, als Freddy sich das Leben nahm. Er stürzte sich vom Esstisch und starb an den Folgen. Ich konnte ihm nicht mehr helfen. Jedenfalls hab ich dir das so gesagt. Nun, acht Jahre später – das schlechte Gewissen nagt immer noch an mir –, mute ich dir die grausame Wahrheit zu. Sie ist: Es war kein Selbstmord. Es war ein Unfall, in den ich unglücklicherweise verwickelt gewesen war. Es ist beim Versuch passiert, Freddy einzufangen. Ich wollte von der Couch, unter der er sich verschanzt hatte, auf den Boden springen, damit er sich erschreckt und hevorkommt. Dann wollte ich zugreifen. Leider ging der Plan nicht ganz auf.
Freddy spielte zunächst sogar mit, er schoss unter der Couch hervor. Doch plötzlich wechselte er blitzschnell die Richtung und machte Bekanntschaft mit meinem linken Fuß. Im ersten Moment erstarrte ich, dann sprang ich erschrocken zur Seite. Doch Freddy war tot. Kurze Zeit später standest du mindestens genauso erschrocken im Raum. Statt dir zu erklären, dass es ein Unfall war, unterstellte ich Freddy den Freitod. Ich bitte um Vergebung und weise darauf hin, dass deine drei anderen Hamster auf natürlichem Wege starben.
An alle, die es angeht: Bitte haben Sie Nachsicht mit den hier Geständigen. Sie wurden von redaktioneller Seite mit Nachdruck aufgefordert, Lug und Betrug einzuräumen. Ihr Mut verdient eine ihnen gewogene Haltung bei der Aussprache.
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