Nein! Die Intention ist nachvollziehbar, jedoch gilt: Nur, weil die Mehrheit etwas tut, muss es nicht unbedingt richtig sein.
Ballerinas, Blocksträhnen und Kleider über Schlagjeans – so sind meine Freundinnen und ich früher zur Schule gegangen. Mittlerweile wäre es für mich unvorstellbar, mich so draußen sehen zu lassen, denn Trends kommen und gehen. Heute belustigt mich die Vorstellung von der Mode der 2000er. Doch mit dem gleichen Selbstbewusstsein, mit dem wir heute Boyfriend-Jeans und Leoprint tragen, hielten wir auch den Kult der Nullerjahre für unschlagbar.
Das Gute ist: Viele Trends – so wie die Bauchtasche oder Plateau-Schuhe – kommen wieder. Wer also sehr nachhaltig lebt und Kleidung aufhebt, kann vielleicht in 20 Jahren noch einmal darin glänzen.
Heute bin ich nicht mehr so anfällig für kurzlebige Modeerscheinungen. Teenager sind es allerdings schon. Und nicht zu Unrecht: Themen wie Zugehörigkeit und Gruppenzwang spielen in der Jugend eine große Rolle. An manchen Schulen haben Jugendliche wohl die Wahl zwischen Trend mitmachen oder Mobbing.
An manchen Schulen haben Jugendliche wohl die Wahl zwischen Trend mitmachen oder Mobbing.
Spreewild-Autorin Laura Patz
Grundsätzlich spricht natürlich nichts dagegen, sich kollektiv die Haare zu färben oder das T-Shirt falsch herum zu tragen – wenn man auch Lust darauf hat. Nur wer sich sucht, findet sich! Schwierig finde ich allerdings Trends, die nur um teure Marken kreisen.
Hier geht die Kritik nicht nur an die Kundschaft, sondern auch an die Brands selbst und an die, die für sie werben. Ich finde es unverschämt, einen einfarbigen Kapuzen-Pullover, der nicht einmal fair produziert wurde, für 100 Euro anzubieten – mit dem Wissen, dass dieser Trend besonders diejenigen anspricht, die kein Einkommen, sondern höchstens ein kleines Taschengeld haben.
Gleichzeitig leben wir in einer Wegwerfgesellschaft, sodass so ein Kauf meistens minimal rentabel ist. Nachahmenswertere Trends sind meiner Meinung nach Secondhand-Shopping oder in qualitativ hochwertige Teile und zeitlose Designs zu investieren.
All das betrifft nicht nur Textil-Trends, sondern lässt sich auch auf viele andere Bereiche des Lebens übertragen. Mein Vater sagt dazu: „Man muss sich nicht auf jede Sau draufsetzen, die durchs Dorf getrieben wird“. Heißt: Nur, weil die Mehrheit etwas tut, muss es nicht unbedingt richtig sein. Nur, weil eine Idee heute gut erscheint, ergibt sie nicht auch am nächsten Tag noch Sinn.
Die Erfahrung hat mich gelehrt: Trends sind spannend. Es lohnt sich aber, Entscheidungen, die viel Geld kosten, riskant oder nachhaltig wichtig sind, zu reflektieren und darüber zu schlafen. Statt blind der Masse zu folgen, setzt lieber selbst die Trends von morgen!
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