In unserer Rubrik „Kurioses & Famoses“ widmen wir uns den alltäglichen Kuriositäten und kleinen, fabulösen Fabelhaftigkeiten. Heute: Über exotische Namen, Homepartys und wie beides miteinander kollidiert.
Freitagabend in einer überfüllten Altbauwohnung in Berlin-Charlottenburg. Es ist ein Doppelgeburtstag, um die Volljährigkeit zweier Mädchen zu zelebrieren, die gerade alles andere als motiviert aussehen. Nennen wir sie Nina und Lisa. Mit ihren 18 Jahren sind Nina und Lisa nicht nur überdurchschnittlich hübsch und klug, sondern haben – vielleicht gerade deswegen – auch einen großen Freundeskreis. Jener scheint ihnen in dieser Sekunde gehörig die Laune zu verhageln. Denn Nummer eins der Homepartyregeln haben die beiden noch nicht verinnerlicht: Sei niemals der Gastgeber einer Homeparty.
Während Grasgeruch durch Flur und Zimmer zieht und Alkohol und Küchenfliesen eine innige Beziehung eingehen, spricht man im üblichen Partysmalltalk über die Verbindung zum Geburtstagskind. „Wie heißt’n du eigentlich?“, brüllt mich ein Partygast über die laute Musik hinweg an. Auch beim zweiten Nachfragen scheint er „Aniko“ nicht ganz verstanden zu haben, nickt aber zögernd. Der Startschuss für das bunte Namensraten war gefallen. Gespräche auf Feiern bewegen sich meist auf einem schmalen Grat zwischen gezwungen und ausgelassen. Bereits nach zehn Sekunden weiß man, ob sie in peinliche Befindlichkeitsfragen oder interessante Freizeit- oder gar Freundschaftsthemen übergehen. Mein Gegenüber stellt sich mir mit einem Augenzwinkern als „der Boss“ vor. Damit sinkt er in meiner Unterhaltungsskala von „ganz in Ordnung“ auf „Clown“. Ein weiterer Partygast stürmt mit Gummipuppe in der Hand den Raum. Er sieht sich kurz verwirrt um und erkennt in mir ein bekanntes Gesicht. „Hey, Angelo, äh Antonello, irgendwas mit o“, lautet die Begrüßung und er zieht sich einen Stuhl ran, um sich der eigentümlichen Partygruppe anzuschließen.
Oft frage ich mich, ob es die Einzigartigkeit oder die männliche Endung meines Vornamens ist, der die Leute aus dem Konzept bringt. Denn selbst wenn sie ihn verinnerlicht haben, wissen sie wenig später nur noch, wie er endet, und nicht, wie er im Ganzen klingt. Ähnlich einem Song, den man im Radio gehört hat, aber nur noch den Refrain nachpfeifen kann. Ich nehme es keinem übel, muss oft sogar schmunzeln, wenn aus den fünf Buchstaben neue Kreationen gezaubert werden. Vielleicht wäre aber für Partys ein Titel wie „die Unaussprechliche“ von Vorteil.