Der kleinsten staatlich anerkannten Schule Berlins zum 100. Geburtstag
Der Name ist heute noch fast genauso sehr Programm, wie vor einem Jahrhundert: Sicherlich gibt es in der Gegend um den Mexikoplatz in Zehlendorf heute einige Häuser mehr als im Jahr 1912, in dem die Waldschule Gerdes gegründet wurde. Doch der Stadtteil ist immer noch einer der grünsten Berlins. In diesen Tagen ist die Schule 100 Jahre alt geworden, ohne dass sich seit ihrer Gründung viel geändert hätte. Das macht sie zu einem Unikum, denn auch die Schülerzahlen sind weitgehend gleich geblieben. Mit zurzeit genau 100 Schülern ist die Privatschule die kleinste staatlich anerkannte Schule Berlins.
Wer die Waldschule sucht, läuft Gefahr, an ihr vorbeizulaufen. Manche Einfamilienhäuser in der Nachbarschaft sind größer als das Haus, in dem es nur fünf kleine Klassenzimmer gibt. Die Gänge sind mit Holzfußboden ausgelegt, nicht mit schulüblichem Linoleum. Keine Klasse hat mehr als 18 Schüler. Mit ähnlich vielen Kindern dürfte Gründerin Johanna Gerdes, nach der die Schule heute benannt ist, ihren Hausunterricht begonnen haben, der so erfolgreich war, dass sie 1928 das Schulgebäude errichten ließ, in dem noch heute gelernt wird. Selbst leicht körperlich behindert, nahm sie auch behinderte Kinder an der Schule auf und unterrichtete mit reformpädagogischen Methoden, unter anderem von Maria Montessori. So wie sich auch sonst kaum etwas geändert hat, gelten auch Gerdes Unterrichtsprinzipien bis heute. Nur eines ist neu: Ein 1998 errichteter Neubau für die ersten Klassen, um im alten Gebäude Platz für einen Raum zum Essen und für Schulcomputer zu schaffen – in einigen Punkten, will die Waldschule Gerdes schon mit der Zeit gehen.
Vivian Yurdakul (23 Jahre)