Voller Milch, Kakao und Kinderarbeit

Wer weiß, dass in Schokolade neben Kalorien auch Kinderarbeit steckt? Köpenicker Schüler haben Passanten befragt

Zu Ostern verzehrt jeder Deutsche im Durchschnitt 1,1 Kilogramm Schokolade, das sind 50 Prozent mehr als im übrigen Jahr. Sport kann die zusätzlichen Pfunde nach dem Fest wieder schmelzen lassen. Zwölf Schüler der Köpenicker W-I-R-Grundschule wissen jedoch, dass die Häschen und Täfelchen nicht nur Milch, Kakao und Zucker enthalten, sondern auch eine gehörige Portion Kinderarbeit steckt darin.

Mit Ostergrußkarten klärten die Schüler über Kinderarbeit auf. Foto: Salonika Hutidi
Mit Ostergrußkarten klärten die Schüler über Kinderarbeit auf. Foto: Salonika Hutidi

Herausgefunden haben sie das während eines Schulprojektes, bei dem sie die leckere Süßigkeit genauer unter die Lupe genommen haben. Den in der Schokolade enthaltenen Kakao beziehen die großen Produzenten wie Nestlé und Barry Callebaut von Plantagen in Ghana und der Elfenbeinküste. Häufig werden die Bauern mit gerade einmal einem Euro je Kilo für ihre Ernte entlohnt, wenig im Vergleich zum Gewinn der Endproduzenten. Um die Produktionskosten so niedrig wie möglich zu halten, beschäftigen die Plantagenbesitzer oftmals Kinder, um die Früchte mit Macheten von den Kakaobäumen zu schlagen.

Schockiert über ihren Befund beschlossen die Berliner Schüler zu handeln. Sie malten Flyer, organisierten einen Stand und zogen in der vergangenen Woche los, um aufzuklären. Drei Tage lang waren sie im Allende-Center unterwegs. Mit erwachsener Ernsthaftigkeit gingen sie auf die Passanten zu und klärten auf, worauf diese beim Kauf der kleinen Überraschungen im Auftrag des Osterhasen für ihre Kinder und Enkel achten sollten. „Auf die Prüfsiegel kommt es an“, betonten sie stets. Nur durch sie könne sich der Endverbraucher sicher sein, nicht unbewusst Kinderarbeit zu fördern. „Kinder sollten so etwas nicht machen müssen. Sie sollten zur Schule gehen wie wir“, meint der elfjährige Jona.

Wie die Schüler selbst reagierte auch die große Mehrzahl der Passanten schockiert. Nicht um die Ausbeutung zu wissen und noch dazu von Kindern darüber aufgeklärt zu werden, stimmte sie sichtlich nachdenklich. „Man muss ja nicht verzichten“, sagt Jona, „sondern nur fair einkaufen.“

Salonika Hutidi, 18 Jahre

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Kategorien Politik Welt

Immer auf dem Sprung zu neuen Themengebieten möchte ich die Gegebenheiten der Welt aufdecken. Was ich da machen kann? Schreiben! Schreiben, über den Sinn des Lebens. Schreiben, über UN-Konventionen und Kinderschokolade. Schreiben, über die täglichen Erfahrungen eines ehemaligen Mitgliedes von Scientology. Mit großer Leidenschaft zur Recherche versuche ich die Welt besser zu verstehen und möchte alle Leser daran teilhaben lassen. Spreewild nutze ich dabei gerne um Themen anzusprechen, die im gesellschaftlichen Salon absichtlich vergessen bleiben. Das Unausgesprochene aussprechen. Die Tatsachen auf den Tisch packen. Das ist für mich Journalismus.

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