Schwache Vorband, grandioser Casper. So lässt sich die erste Hälfte des gestrigen Casper-Konzerts im Tempodrom zusammenfassen. Und dann spricht der Rapper die verschobene Album-Release an.
Mittwochabend im Tempodrom. Das Publikum kämpft sich durch eine nie enden wollenden Abfolge gleichklingender und banal inszenierter Songs. Drangsal sind auf der Bühne. Dann schaffen es Frontmann Max Gruber und Band doch noch einmal, die Menge vor der Bühne aufzuwecken: Gruber verspricht, dass Caspers‘ bislang unveröffentlichtes Album „mega gut“ sein soll. Das erste und letzte Mal an diesem Abend, dass Drangsal tosenden Applaus bekommt.
Dann betritt endlich der Star des Abends die Bühne – natürlich in alter Casper-Manier mit großer Lichtshow und einem Bass, der den Brustkorb beben lässt. „Lang lebe der Tod“ ist der Opener des Abends und heizt die Stimmung in der Halle, nach dem mittelmäßigen Voract, richtig auf. Als dann auch noch Kraftklubsänger Felix Brummer für „Ganz schön okay“ die Bühne stürmt, stehen auch die letzten Sitzreihen.
Casper versteht es, seine Fans zu unterhalten, ohne sie auszunutzen. So spricht er ziemlich schnell das offensichtlich im Raum stehende Thema an: die verschobene Album-Rrelease. Nach einer aufwendigen Inszenierung des lang geheimen Datums über sämtliche Social Media Kanäle platzte die Bombe schließlich auf dem Kosmonautfestival, als Casper „Lang lebe der Tod“ erstmals performte. Doch aus dem angekündigten Album wurde nichts. „Es ist nicht selbstverständlich, dass diese Nachricht überwiegend positiv aufgenommen wurde von euch. Euer Geld ist nicht selbstverständlich. Das Album soll volle hundert Prozent sein und dafür dauert es noch einige Zeit“, so Casper und erntet dafür zustimmenden Applaus. Casper, sichtlich dankbar und erleichtert, wirkt in solchen Momenten besonders authentisch und bodenständig.
So war das zweite Konzert seiner, ironischer Weise tatsächlich sogenannten „Clubtour“, etwas wirklich Besonderes. Neben den altbekannten Hits der Alben „XOXO“ und „Hinterland“ beglückte Casper die Fans sogar noch mit Demoversionen neuer Musikstücke. So selbstbewusst wie der deutsch-amerikanische Rapper, so sicher sangen auch die Konzertbesucher die bekannten Songs mit und feierten ausgelassen zu den unbekannten Tönen. Für einen runden Abend hätte nur noch eine abgestimmtere Veranstaltungstechnik gefehlt.