Tattoo am Bein
Über dieses Tattoo sollte nur die Besitzerin selbst entscheiden.
Klartext

Meine Haut, meine (Fehl-)Entscheidung

Spontane Tattoos verbieten durch Beratungsfristen und Wartezeiten? Das schlägt die CDU-Politikerin Gitta Connemann vor. Darf sie das?

Wie viele Menschen genau tätowiert sind, ist schwer zu sagen. Aber es sind viele. Normalerweise bleibt es, sobald man 18 Jahre alt wird, jedem selbst überlassen, ob und unter welchen Bedingungen man sich tätowierten lassen will. Die CDU-Politikerin Gitta Connemann will das jetzt ändern. Ihrer Meinung nach gäbe es zu viele spontane Tattoos, für die man sich unter Alkoholkonsum und durch Gruppenzwang entscheiden würde. Beratungsfristen und lange Wartezeiten sollen das verhindern.

Die Frage, die man sich nun stellt ist: Darf sie das? Darf eine Politikerin einfach so festlegen, dass wir unsere Körper nicht aus einer Laune heraus schmücken dürfen? Und sollten sich Politiker nicht mit wichtigeren Fragen befassen?

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Die meisten Menschen, die sich tätowieren lassen, sind zwischen 25 und 34 Jahren alt. In diesem Alter traut man uns auch zu, Verträge abzuschließen, ein Auto zu fahren, Kinder zu bekommen und zu versorgen, man will, dass wir in diesem Alter auf eigenen Beinen stehen. Aber genug gesunden Menschenverstand, um Tattoos unter Alkoholeinfluss und Gruppenzwang zu verhindern, traut man uns nicht zu.

Gute Tätowierer haben sowieso lange Wartezeiten!

Mehr Kontrollen einzuführen, ob von den Tätowierern oder den Materialien, ist eine gute Idee, denn niemand sollte Gefahr laufen, sich zu infizieren, wenn er sich tätowieren lässt. Aber an Connemanns Forderung merkt man schnell, dass sie selbst wohl keine Tattoos hat. Sonst würde sie wissen, dass die guten Tätowierer sowieso lange Wartezeiten haben. Und dass man es im Zeitalter von Social Media und Bewertungsportalen leicht hat, die fähigen Tätowierer von den unfähigen zu unterscheiden.

Es ist nett, dass man uns vor unüberlegten Entscheidungen schützen möchte. Aber so viel Verantwortung sollte man uns doch zutrauen. Und unüberlegte Entscheidungen gehören eben auch zum Leben dazu.

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Beitragsbild: Marco Verch (CC BY 2.0), Ausschnitt

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„Ich habe mir nie vorgenommen, zu schreiben. Ich habe damit angefangen, als ich mir nicht anders zu helfen wusste.“ Das sagte die Nobelpreisträgerin Herta Müller und so habe auch ich angefangen zu schreiben. Für mich ist das Schreiben seit langer Zeit mein Ventil, meine Motivation und eine Möglichkeit, meine Gedanken zu ordnen. Neben dem Schreiben sind für mich, mit meinen 23 Jahren, Bücher, Filme und alles was mit Kultur zu tun hat großen Leidenschaften. Die kann ich dank Spreewild ausleben.