Gewollter Schmerz

Die Einstellung Jugendlicher zu Tätowierungen wird lockerer

 

Tattoos brauchen immer eine Bedeutung, meinen viele Jugendliche. Foto: DPA
Tattoos brauchen immer eine Bedeutung, meinen viele Jugendliche.
Foto: DPA

Ein Tattoomotiv, das man sich nicht selbst aussuchen kann? Im Rahmen des Kunstprojekts „Human Rights Tattoo“ ließen sich 48 Menschen je einen Buchstaben auf die Haut tätowieren, den sie nicht selbst gewählt hatten – einen von insgesamt 6 773. Aus so vielen Zeichen besteht nämlich die Menschenrechtserklärung. Das niederländische Projekt, das um die ganze Welt reist, wurde ins Leben gerufen, um an die Wichtigkeit der Menschenrechte zu erinnern.

 

Auffällig waren Alter und Geschlecht derer, die in der Schlange vor dem Tattoostudio standen: Die meisten waren Frauen und viele von ihnen noch sehr jung. Damit spiegelte die Kunstaktion wider, was auch im Klassenzimmer zu beobachten ist: Immer mehr Jugendliche lassen sich tätowieren. Neu ist vor allem der starke Anstieg tätowierter Mädchen. Tattoos scheinen bald so verbreitet wie Ohrringe zu sein, sich eines stechen zu lassen, ist für viele keine große Entscheidung mehr: „Bei einem Tattoo muss nicht gleich eine Geschichte dahinter stecken. Hauptsache, es passt zu mir und ich fühle mich wohl“, sagt etwa die 18-jährige Denise. Auf die Frage, ob sie Angst habe, dass die Bilder eines Tages zur bereuten Jugendsünde würden, antwortet sie: „Ich war 17 Jahre alt, als ich mir eine Pusteblume hab stechen lassen. Da man es leicht verstecken kann, mache ich mir keine Sorgen.“ Michelle (18) ergänzt: „Alte Haut sieht auch ohne Tattoos doof aus.“

 

Beide möchten sich weitere Motive stechen lassen. Sie vertreten eine neue lockere Haltung Jugendlicher zu Tattoos. War eine neue Tätowierung in der Klasse früher noch eine Sensation, gehört sie heute fast schon zur Tagesordnung. Dass das Stechen nach wie vor gesundheitliche Risiken birgt, nehmen die wenigsten wahr. Eine Umkehr des Trends könnte vielleicht höchstens eine Umfrage unter heute 35-jährigen Frauen bewirken, die sich in den 90er-Jahren ein sogenanntes Arschgeweih haben stechen lassen.

 

(Von Aniko Schusterius, 17 Jahre)

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Kategorien Lifestyle

90er-Kid, Bücherwurm, Weltenbummler. Ich liebe Musik und das geschriebene Wort. Letzteres kann man von mir seit 2012 hier lesen. Meine große Leidenschaft gilt dem Theater, das mich mehr als alles andere fasziniert. Wenn ich durch die Straßen Berlins laufe, kommt mir das Leben vor wie eine Aneinanderreihung vieler kleiner Inszenierungen, deren Geschichten alle festgehalten werden wollen. So inspiriert mich unsere Hauptstadt stetig zu neuen Themen für unsere Seite.