„Die Jugend hat keinen Grund sich aufzulehnen“

Klaus Hurrelmann ist Professor an der Hertie School of Governance. Foto: dpa
Klaus Hurrelmann ist Professor an der Hertie School of Governance. Foto: dpa

Eine Studie zeigt, dass Jugendliche heute artiger sind als früher. Jugendforscher Klaus Hurrelmann erklärt, warum das so ist

 

Sind wir die „Generation Streber“? Das legt eine Studie des Allensbach-Instituts nahe, die diese Woche veröffentlicht wurde. Ihr zufolge sind Jugendliche ehrgeizig, leistungswillig und hören bei schwierigen Entscheidungen gern auf den Rat der Eltern. Jugendforscher Klaus Hurrelmann war an der Untersuchung beteiligt.

 

Herr Hurrelmann, warum sind wir heute keine solchen Rebellen mehr, wie es unsere Eltern früher waren?

 

Die Jugendlichen von heute haben keinen Grund, sich aufzulehnen. Jeder kann seinen Wünschen entsprechend leben, gesellschaftliche Zwänge gibt es kaum noch. Jede Jugendgeneration hat ihre Überlebensstrategie. Die der heutigen ist, daran zu glauben, dass sie das Beste aus den gegebenen Bedingungen machen kann.

 

Dann muss man sich keine Sorgen machen, dass wir zu brav sind?


 

Aus psychologischer Sicht ist es wichtig, dass die junge Generation sich von den Älteren abgrenzt. Aber andere Werthaltungen und Verhaltensweisen sind bei den jungen Leuten ja zu finden: Das größere Interesse an höheren Schulabschlüssen und breit gestreuten sozialen Kontakten über Netzwerke im Internet sind nur zwei Beispiele dafür.

 

Also ist das Spezielle an unserer Generation, dass wir alle Streber sind?

 

Nein. Die Studie zeigt auch, dass den Jugendlichen der Spaß bei allem Streben wichtig ist. Die Befragten wünschen sich Tätigkeiten, bei denen sie sich selbst einbringen können. Eine viel kleinere Rolle spielt das Einkommen. Das ist auch ein Grund, weshalb immer mehr studieren. Da hat man mehr Zeit, sich auf das Leben vorzubereiten, und Gelegenheit, Probleme kreativ zu lösen.

 

Sind Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen zu erkennen?


 

Schön ist, dass junge Frauen heute wissen, dass sie echte Chancen auf eine Karriere haben. Es ist aber wichtig, zu bedenken, dass all die guten Neuigkeiten nur die Mehrheitsmeinung der Befragten spiegeln. Es gibt auch eine große Minderheit, die enttäuscht ist, da sie keinen Erfolg hat.

 



Das Gespräch führte
 Carola Wondrak (21 Jahre).

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