Kommentare wie beim Fußballspiel

Public Viewing wird bei Computerspielfans Trend, wenn die besten Spieler der Welt antreten. Unserer Autor war dabei.

 

Von Simon Grothe, 18 Jahre

 

„Man muss erst einkaufen“, erklärt mir Danger_lers vor meiner ersten „Starcraft“-Partie. Natürlich ist Danger_lers nicht der richtige Name meines Gegenübers, sondern der seiner Spielfigur in der Onlinewelt. Und auch die Waffen, die es einzukaufen gilt, sind zum Glück nur virtuell.

Es ist Donnerstagabend und ich befinde mich im Meltdown, einer so genannten E-Sports-Bar am Hermannplatz. Hier können die Gäste gegeneinander computerspielen und nebenbei den Meistern der Onlinespiel-Szene via Livestream zusehen. Die Stimmung ist entspannt, aber konzentriert. Auf Leinwänden wird das Halbfinale der „League of Legends“-Weltmeisterschaft übertragen. Zwei Koreaner, die hunderte Kilometer weit weg sitzen, hetzen ihre Fantasyfiguren aufeinander. Die spanischen Veranstalter kommentieren wie bei einem Fußballspiel. Eine Frau, die sich einen bunten Pokémonball und einen Zauberwürfel hat tätowieren lassen, trinkt Holunderbrause.

Schon am frühen Abend sitzen etwa 50 Zuschauer im überschaubaren Lokal. Während sich die Profis eine Pause gönnen, werde ich herausgefordert. Ich entscheide mich dafür, einen dicken, rotbärtigen Zwerg zu spielen, der mit Fässern werfen kann. Ich bin überfordert und verstehe recht wenig.

„Die Gamer kommen her, um Bier zu trinken und gemeinsam zu zocken“, erklärt mir Comander_Bär, der in der realen Welt dual bei der Deutschen Bahn studiert. „Alibabär und die 40 Zocker“ heißt der Verein, in dem er spielt. Oft höre ich die gleiche Geschichte: Man kennt sich übers Onlinespiel und trifft sich dann im normalen Leben. „Je nachdem wie gut das Headset ist, erkennt
man an der Stimme den anderen dann hier in der Kneipe wieder“, erzählt Barmann Kelno. Ich werde sehr freundlich in die Gamer-Gemeinde aufgenommen. Nebenbei stirbt mein Zwerg im Kampf gegen den Elfen von Spicey_Boon. Es wird applaudiert.

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