Ladendiebstahl bei „Super.0“
Von Bill Schneider, 18 Jahre
Als ich in die Grundschule ging, gab es noch keine Euro-Schuldenkrise und keine Rettungspakete. Die Welt der Wirtschaft schien einfach zu sein: Leute gehen in den Supermarkt und kaufen dort Fruchtgummis oder Farfalle-Nudeln. Mich faszinierten Supermärkte sehr und nichts war mir im Familienurlaub wichtiger als den Aufbau und das Sortiment des örtlichen Edeka- oder Penny-Marktes mit unserem in Berlin zu vergleichen.
Auch mein Kinderzimmer blieb von dieser Supermarkt-Leidenschaft nicht verschont. Die Wurst- und Käsetheke breitete sich über das Sofa aus. Unter meinem Hochbett befanden sich Kosmetikartikel. Gemüseattrappen aus Holz konnten meine Kunden – Großeltern, Geschwister, Freunde – neben dem Bücherregal finden. Wenn mein bester Freund damals zu Besuch kam, entwarfen wir entweder Werbehefte für unser Geschäft, das wir „Super.0“ nannten, oder wir spielten den Verkaufsalltag nach, wobei ich an der Kasse saß und er als Ladendetektiv durch das Chaos auf dem Teppich meines Kinderzimmers streifte und nach Dieben Ausschau hielt. Manchmal ließ sich mein Vater sogar dazu erweichen, einen Kunden zu spielen, der etwas klaute – und dann natürlich von uns beiden Ladenbetreibern dabei erwischt wurde.