Weihnachten 2012 – 22. Türchen

Tja, da ist die Welt wohl gestern doch noch nicht untergegangen. Wer darauf spekuliert und sich deshalb in weiser Voraussicht den Kauf von Weihnachtsgeschenken gespart hat, steht spätestens ab heute unter einem gewissen Zeitdruck. Aber keine Panik. Weniger als 72 Stunden vor der Bescherung präsentiert euch die Spreewild-Redaktion die (nicht ganz ernst gemeinten) Top Drei der ultimativen Last-Minute-Geschenke:

 

Platz 3: Die Beschaffung der Zutaten des Weihnachtsessens: Es soll Familien geben, in denen sich schon bei der Diskussion darüber, was zu Weihnachten auf den Tisch kommen soll, tiefe Gräben durch die Verwandschaft ziehen. Zu regelrechten Blutfehden kommt es in vielen Familien aber spätestens, wenn es, nachdem man sich auf Gans, Ente, Fisch oder Kartoffelsalat mit Würstchen geeinigt hat, darum geht, wer kurz vor Heiligabend die Zutaten für das Festessen beschaffen muss. Die Supermärkte sind zu dieser Zeit chronisch überfüllt. An der Fleischtheke muss man sich mit einem Mob militanter Hausfrauen um den letzten Braten schlagen, wobei sich im Lauf des Gefechts herausstellt, dass die Konkurrentinnen allesamt die Nahkampfausbildung der US-amerikanischen Eliteeinheit Navy-Seals genossen zu haben scheinen. Weniger Gedränge herrscht hingegen in der Gemüseabteilung, deren Regale als Kulisse für einen Historienfilm über die DDR in ihrer tiefsten Wirtschaftskrise herhalten könnten. Wer sich das freiwillig antut und anschließend auch noch die Verantwortung dafür übernimmt, dass es statt Gänsekeule mit Rotkohl und Klößen für jeden nur eine Scheibe panierter Jagdwurst mit Steckrübenpüree gibt, hat der gesamten Familie einen großen Dienst erwiesen, der einem Geschenk an alle gleichkommt.

 

Platz 2: Die Spiegel-Bestseller-Liste: In nahezu jedem größeren Buchhandel gibt es ein Regal, in dem die Bücher der renommierten Spiegel-Bestseller-Liste stehen. Wem unter dem Zeitdruck partout keine individuellen Geschenke für die lieben Verwandten einfallen, kann sich hier bedienen. Die Liste umfasst insgesamt je vierzig Titel, zwanzig belletristische Bücher und zwanzig Sachbücher. Wenn man einfach von jedem ein Exemplar kauft, sollte eigentlich für jeden in der Familie etwas dabei sein. Besonders lustig ist es, die vierzig Bücher direkt im Buchhandel als Geschenke verpacken zu lassen – und zwar alle mit dem gleichen Papier – und sie anschließend nach dem Zufallsprinzip zu verschenken. Das kann zugegebenermaßen zu Verstimmungen führen, wenn Großtante Trude den Erotik-Roman „Shades of Grey“ auspackt und die neunjährige Cousine sich mit dem neuen Monumentalwälzer von Altkanzler Helmut Schmidt konfrontiert sieht. Aber immerhin sind alle Beschenkten literarisch wieder auf der Höhe der Zeit.

 

Platz 1: Asyl: Bekanntlich soll man zu Weihnachten an diejenigen denken, denen es weniger gut geht als einem selbst. Und selbst, wenn man sich das spätestens am 2. Weihnachtsfeiertag vielleicht nicht mehr vorstellen kann: Ja, es gibt Menschen, deren Verwandte noch unerträglicher sind als die eigenen. Wenn man so jemanden in seinem Freundeskreis hat und ihm in diesen Tagen, kurz vor dem Fest, anbietet, ihn bei sich aufzunehmen, darf man sich seiner Jahre andauernden Dankbarkeit über dieses Geschenk sicher sein. Wer einen Freund oder eine Freundin buchstäblich in letzter Sekunde davor bewahrt, Opfer der berüchtigten Wangenkneifer-Tante oder gar des zum Fest der Liebe regelmäßig zerstrittenen Elternhauses zu werden, macht nicht nur ein Geschenk, sondern darf zu Weihnachten auch noch eine gute Tat für sich verbuchen.

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Kategorien Lifestyle Zwischendurch

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