Da brechen einem ja die Haare im Ohr!

Ein Viertel aller Jugendlichen hört nicht richtig. Und das liegt nicht an der Erziehung, sondern an zu lauter Musik


Von Melanie Schröder, 20 Jahre


Wir lieben es, wenn die Musik beim Diskobesuch so laut ist, dass wir sie im ganzen Körper spüren. Wir drehen die Songs auf unseren MP3-Playern gern richtig auf. Für viele lautet die Devise: Je lauter die Musik, desto besser! Mit fatalen Folgen, von denen bereits jeder vierte Jugendliche ein Lied singen kann.


„Bei Jugendlichen sind die Ohren durch MP3-Player, Diskos und Konzerte dauerbelastet“, sagt Martin Blecker, Vorsitzender der Europäischen Union der Hörgeräteakustiker e. V., der fachwissenschaftlichen Vereinigung der Hörgeräteakustiker.


Eigentlich hören wir Musik gar nicht mit den Ohren, sondern mit dem Gehirn. Im Innenohr befinden sich feine Sinneshärchen. Dort wird der Schall in elektrische Impulse umgewandelt und an das Gehirn geleitet. Wenn nun aber die Musik zu laut ist, knicken die feinen Härchen durch zu starke Impulse ab und können keine Reize mehr übertragen. Blecker veranschaulicht das so: „Das muss man sich vorstellen wie bei einer Büroklammer. Man kann sie hin und her biegen. Wird die Beanspruchung aber zu groß, bricht sie – wie unsere Sinneshärchen im Ohr.“ Das Fatale: Sind die Härchen einmal gebrochen, sind sie nicht wiederherzustellen.


Nationale und internationale Studien zeigen, dass bei 25 Prozent aller Jugendlichen deutlich messbare Hörschäden vorliegen. Jeder vierte klagt über Ohrgeräusche, und 40 Prozent verfügen über kein intaktes Gehör mehr. Gehörforscher gehen inzwischen davon aus, dass in einigen Jahren jeder zehnte Jugendliche ein Hörgerät braucht, wenn sich unsere Musikhörgewohnheiten nicht ändern.


Erste Anzeichen für einen lärmbedingten Hörschaden sind Probleme, einem Gespräch in lauter Umgebung zu folgen und zu erkennen, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt. Und in der Regel gibt es für lärmbedingte Hörschäden keine Behandlungsmöglichkeiten. „Aber es gibt Wege, die Ohren zu schützen“, sagt der Fachmann. „Das beste Mittel sind individuell angepasste Kopf­hörer vom Hörgeräteakustiker. Diese sind allerdings nicht ganz billig, 200 Euro muss man dafür schon einplanen. Ansonsten gilt, einfach die Lautstärke beim MP3-Player nicht voll aufzudrehen und den Ohren vor allem auch ausreichend Ruhezeiten zu gönnen.“ Für die Beschallung in der Disko hat Blecker noch einen besonderen Tipp: „Ohrstöpsel. Aber nicht irgendwelche. Es gibt eine spezielle Variante für Diskos und Konzerte. Sie machen die Musik leiser, aber nicht dumpfer.“

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